Beim Gipfeltreffen in London haben europäische Länder, Kanada und die Türkei zugesagt, ihre militärische Hilfe für die Ukraine fortzusetzen. Diese Entscheidung fiel nur zwei Tage nach dem gescheiterten Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskyy und US-Präsident Donald Trump in Washington.
Europa stärkt die Ukraine trotz unklarer US-Position
Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte, dass europäische Staats- und Regierungschefs Maßnahmen zur Stärkung der Verteidigung und Sicherung des Friedens in der Ukraine beschlossen hätten. Die Führungspersönlichkeiten versammelten sich in London, um Geschlossenheit zu demonstrieren und ihre Unterstützung für Zelenskyy zu bekräftigen. Starmer betonte jedoch, dass der Erfolg dieser Strategie von einer aktiven Beteiligung der USA abhänge.
Trotz der angespannten Lage nach Zelenskyys abruptem Abbruch seines Washington-Besuchs wurde er in London herzlich empfangen. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sicherten ihm ihre Solidarität zu. Teilnehmer des Gipfels waren führende Politiker aus Frankreich, Deutschland, Italien, Dänemark, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Spanien, Kanada, Finnland, Schweden, der Tschechischen Republik, Rumänien und der Türkei. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident Antonio Costa und NATO-Generalsekretär Mark Rutte nahmen an den Gesprächen teil.
Bei einer anschließenden Pressekonferenz bestätigte Starmer, dass die westlichen Verbündeten weiterhin Waffen und militärische Unterstützung bereitstellen werden. Er erklärte, dass die Ukraine ihre Freiheit und Souveränität nur durch anhaltende wirtschaftliche, energiepolitische und militärische Widerstandsfähigkeit bewahren könne. Großbritannien sei bereit, Truppen und Flugzeuge einzusetzen, falls erforderlich, und rief andere Länder auf, sich einer „Koalition der Willigen“ anzuschließen. Europa müsse die Führungsrolle übernehmen, könne dies jedoch nicht ohne Rückhalt der USA tun.
US-Kurswechsel sorgt für Besorgnis
Das Gipfeltreffen folgte auf das konfliktreiche Treffen zwischen Zelenskyy, Trump und US-Vizepräsident JD Vance. Trump und Vance kritisierten Zelenskyy für mangelnde Dankbarkeit gegenüber den USA. Sie drängten ihn zu einer diplomatischen Lösung mit Russland, verweigerten jedoch die Unterzeichnung eines Abkommens über die Nutzung ukrainischer Bodenschätze. Die Ukraine hatte gehofft, dass diese Vereinbarung Trump zu größerer Unterstützung im Krieg bewegen würde.
Beobachter sahen in der Begegnung ein klares Zeichen für einen Wandel in der US-Außenpolitik, der Russland entgegenkommen könnte.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen betonte nach dem Londoner Gipfel die Notwendigkeit, die Ukraine militärisch, wirtschaftlich und energiepolitisch zu stärken. Europa müsse das Land mit Sicherheitsgarantien ausstatten, um es in eine uneinnehmbare „stählerne Festung“ zu verwandeln.
Sie forderte zudem eine drastische Erhöhung der Verteidigungsausgaben innerhalb der Europäischen Union. Angesichts neuer geopolitischer Herausforderungen müsse Europa seine militärischen Kapazitäten deutlich ausbauen. Sie kündigte an, am 6. März beim EU-Sondergipfel in Brüssel eine umfassende Verteidigungsstrategie vorzulegen.
Stärkung der transatlantischen Beziehungen
Vor dem Gipfel traf Starmer die italienische Premierministerin Giorgia Meloni in der Downing Street 10. Meloni, die enge Kontakte zu Trump pflegt, versicherte Italien werde der Ukraine weiterhin beistehen. Beide Politiker versprachen, die Ukraine solange wie nötig zu unterstützen.
Meloni warnte davor, dass eine Spaltung des Westens vermieden werden müsse, und schlug ein direktes Treffen zwischen europäischen und amerikanischen Führungskräften vor. Sie betonte, dass die transatlantische Einheit entscheidend sei, um globale Sicherheitsrisiken zu bewältigen. Sie schlug vor, dass Italien und das Vereinigte Königreich eine Vermittlerrolle übernehmen könnten, um die wachsenden Spannungen zwischen den USA und Europa abzubauen.
Zuvor sprach Starmer per Videoschaltung mit dem estnischen Präsidenten Alar Karis, der lettischen Premierministerin Evika Siliņa und dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda. Er versicherte ihnen, dass die europäische Unterstützung für die Ukraine unverändert bleibe und Sicherheitsgarantien für die baltischen Staaten gesichert werden müssten.
Siliņa hob hervor, dass die baltischen Staaten aktiv in diplomatische Prozesse eingebunden bleiben müssten. Sie erhielt die Bestätigung, dass die NATO-Klausel zur kollektiven Verteidigung, Artikel 5, weiterhin uneingeschränkt gültig sei. Diese Zusicherung kam jedoch offenbar von Starmer selbst und nicht direkt von US-Regierungsvertretern.
Litauens Präsident Nausėda rief dazu auf, dass die USA und die Ukraine mit europäischen Staaten erneut an den Verhandlungstisch zurückkehren. Er sprach sich für die Schaffung einer europäischen Friedenstruppe aus, die Teil der Sicherheitsstrategie für die Ukraine werden könnte. Er unterstrich, dass eine starke transatlantische Allianz oberste Priorität haben müsse.