Volkswagen hat sein Werk in der chinesischen Region Xinjiang nach 12 Jahren verkauft. Das Unternehmen, das in der Fabrik nie Gewinne erzielte, sah sich über die Jahre wachsender Kritik ausgesetzt.
Volkswagens Werk in Xinjiang: Ein Problemprojekt
Volkswagen eröffnete 2012 ein Werk in Xinjiang, einem wirtschaftlich schwachen Gebiet mit schwierigen politischen Rahmenbedingungen. In der Fabrik wurden angelieferte Fahrzeugteile aus Ostchina von nur 197 Arbeitern montiert. Obwohl die Kapazität des Werks auf 50.000 Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt war, wurde diese Zahl nie erreicht. Das Werk blieb ein Verlustgeschäft.
Hinter den Kulissen bemühte sich Volkswagen offenbar schon länger um einen Ausstieg aus dem Joint Venture mit dem chinesischen Partner SAIC. Ein kürzlich überarbeiteter Vertrag ermöglicht nun den Rückzug aus Xinjiang. Gleichzeitig verlängerte Volkswagen die Zusammenarbeit mit SAIC um zehn Jahre bis 2040, zehn Jahre über die ursprünglich vereinbarte Laufzeit hinaus. Teil des neuen Abkommens ist eine geplante Produktoffensive ab 2026.
Die politische und wirtschaftliche Lage in Xinjiang
Xinjiang wird offiziell als „autonome Region“ Chinas bezeichnet, steht aber unter strenger staatlicher Kontrolle. Seit 1949 hat die Kommunistische Partei die Region, die mehrheitlich von muslimischen Uiguren bewohnt wurde, zunehmend durch die Ansiedlung von Han-chinesischen Siedlern verändert. Uiguren wurden systematisch zur Minderheit in ihrer eigenen Heimat.
Im Zuge einer Politik der „Modernisierung“ wurden uigurische Traditionen und Religion als rückständig betrachtet. Diese Maßnahmen eskalierten 2014 mit der Einführung von „Umerziehungslagern“, in denen Hunderttausende Uiguren festgehalten und einer Zwangsindoktrination unterzogen wurden. Berichte über Folter, Zwangsarbeit und Zwangssterilisation sorgten international für Empörung. Die chinesische Regierung bestritt die Vorwürfe zunächst, räumte später jedoch die Existenz sogenannter „Ausbildungszentren“ ein und hob das Wirtschaftswachstum der Region als Erfolg hervor.
Die Entwicklung Xinjiangs wurde durch massive Infrastrukturprojekte, wie den Ausbau des Karakorum-Highways, gefördert. Gleichzeitig wurden ausländische Unternehmen, darunter Volkswagen, unter Druck gesetzt, in die Region zu investieren.
Volkswagens Entscheidung, sich aus Xinjiang zurückzuziehen, markiert einen wichtigen Schritt. Doch die verlängerte Partnerschaft mit der chinesischen Regierung lässt Zweifel aufkommen, ob das Unternehmen die Lehren aus den ethischen und politischen Herausforderungen der vergangenen Jahre gezogen hat.