Franchise-Klage über £120 Millionen spitzt sich zu
Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone hat die Verträge von 12 aktiven Franchisepartnern gekündigt, die Teil einer laufenden £120-Millionen-Klage gegen das Unternehmen sind. Insgesamt 62 Franchisenehmer werfen Vodafone vor, sich „ungerechtfertigt bereichert“ zu haben – durch einseitige Kürzungen von Provisionen, hohe Strafzahlungen für geringfügige Verstöße und finanziellen Druck bis hin zu persönlichen Verschuldungen über £100.000.
Einige Betroffene berichteten von Existenzängsten und sogar suizidalen Gedanken infolge des wirtschaftlichen Drucks. Die Klage wurde im Dezember 2023 eingereicht, nachdem sich außergerichtliche Einigungen als erfolglos erwiesen hatten.
Vodafone: „Nicht länger tragbar“
Ein Vodafone-Sprecher begründete die Kündigungen mit den Worten:
„Wir haben die Entscheidung mit Bedauern getroffen, weil es nicht länger tragbar ist, mit Partnern zusammenzuarbeiten, die eine negative Kampagne gegen unser Unternehmen unterstützen.“
Trotz der langen Verhandlungsdauer und sogar vereinzelter Vertragsverlängerungen zuvor, sieht Vodafone nun offenbar den Franchise-Erfolg gefährdet. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe und spricht von einem „komplexen kommerziellen Disput“, der keine unlauteren Absichten erkennen lasse. Interne Untersuchungen hätten zwar Verfahrensmängel, aber kein Fehlverhalten festgestellt. Rückwirkend habe man rund £5 Millionen an betroffene Franchisenehmer zurückgezahlt, unter anderem für Strafgebühren und Rückforderungen.
Hintergrund: Prekäre Lage, Whistleblower und geplatzte Einigung
Bereits zwei Jahre vor der Klage hatten Whistleblower Vodafone-intern Alarm geschlagen, dass viele Franchisepartner finanziell am Abgrund stünden. Trotz interner Warnungen und wachsender öffentlicher Kritik konnte eine außergerichtliche Einigung im Frühjahr 2025 nicht erzielt werden – der Fall wird voraussichtlich vor dem High Court verhandelt.
Fusion mit Three UK und mögliche Filialschließungen
Zeitgleich hat Vodafone die Fusion mit Three UK abgeschlossen – ein £16,5-Milliarden-Deal, der den größten Mobilfunkanbieter Großbritanniens mit über 27 Millionen Kunden schafft. Im Zuge dessen kündigte das neu geschaffene Joint Venture an, zahlreiche von insgesamt 650 Filialen zu schließen – insbesondere in Bereichen, wo Vodafone und Three bislang parallel vertreten waren.
Vodafone-CEO Margherita Della Valle erklärte zuletzt, man sei weiterhin offen für Gespräche mit den klagenden Franchisepartnern, jedoch sei die erste Mediationsrunde ergebnislos geblieben. Die Fronten bleiben somit verhärtet – mit Folgen für die Zukunft des Franchise-Modells.