Die USA stellen Ende Juli die Verarbeitung und Bereitstellung wichtiger Satellitendaten zur Überwachung des Meereises ein, was laut Forschern die Beobachtung der rasanten Veränderungen in Arktis und Antarktis deutlich erschwert.
Warum Meereisdaten entscheidend sind
Meereis reflektiert Sonnenenergie ins All. Mit seinem Rückgang wird mehr Ozeanfläche der Sonnenstrahlung ausgesetzt, was die Erderwärmung beschleunigt.
Das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) führt den weltweit genutzten Sea Ice Index, der fast in Echtzeit die Meereisausdehnung dokumentiert.
Dr. Alex Fraser (Australian Antarctic Program Partnership) nannte die Daten das „Herzschlagmonitoring des Planeten“, das als Frühwarnsystem für das Klimasystem dient. Ohne diese Daten verliere die Forschung den wichtigen Zusammenhang und die Vergleichbarkeit zu früheren Daten.
Warum die USA die Daten einstellen
Die Satelliten gehören dem US-Verteidigungsministerium, das die Daten im Rahmen des Defense Meteorological Satellite Program (DMSP) bereitstellt. Ab 31. Juli wird diese Datenverarbeitung laut US Navy eingestellt, da das Programm nicht mehr den Anforderungen an die IT-Modernisierung entspreche und bis 2026 ganz auslaufen soll.
Dr. Walt Meier (NSIDC) sagte, es gebe alternative Instrumente, doch Unterschiede in Sensoren erschwerten eine konsistente Fortführung der Langzeitreihe und könnten die Trendberechnung unsicherer machen.
Kommt der Stopp zur Unzeit?
Die Meldung kommt, während in der Antarktis Jahr für Jahr neue Negativrekorde beim Meereis auftreten.
Eine aktuelle Studie in PNAS Nexus zeigt, dass der Rückgang des Meereises zu mehr Abbrüchen von Eisbergen führt, was den Meeresspiegel indirekt schneller steigen lassen könnte als bisher angenommen.
Dr. Sue Cook (AAPP) erklärte, dass Eisschelfe wie ein „Korken in der Flasche“ das Vordringen von Landeis ins Meer bremsen. Wird dieser „Korken“ durch Eisbergabbrüche zerstört, gelangt mehr Landeis ins Meer und lässt den Meeresspiegel steigen.
Die Studie warnt, dass bisherige Modelle diesen Effekt unterschätzen könnten, wenn sie auf früheren Perioden mit stabileren Meereisbedingungen basieren.
Folgen für Tiere
Der Rekordverlust von Meereis hat auch ökologische Folgen: 2022 starben etwa 7.000 Kaiserpinguin-Küken, nachdem das schützende Eis zu früh zerbrach.
Fazit
Der Stopp der US-Datenbereitstellung gefährdet ein zentrales Frühwarnsystem zur Überwachung des globalen Klimawandels, gerade in einer Zeit, in der rekordtiefe Meereisstände kritischere Datenanalysen erfordern als je zuvor. Forschende fordern nun den Aufbau alternativer Datensysteme, warnen jedoch vor Qualitätseinbußen und Verzögerungen in der Klimaforschung.