Tausende Stellen gestrichen – Auslandshilfe künftig zentral gesteuert
Bis zum 30. September wird die US-Entwicklungsbehörde USAID vollständig abgewickelt. Das geht aus einem internen Schreiben des Außenministeriums hervor, das dem Guardian zugespielt wurde.
Außenminister Marco Rubio ordnete darin an, sämtliche internationalen USAID-Posten zu streichen und die Zuständigkeit für alle Auslandsprogramme direkt an das State Department zu übertragen. Die Entscheidung betrifft Tausende Mitarbeitende in über 100 Ländern – darunter Diplomaten, Auftragnehmer und lokal Beschäftigte.
Ab dem 15. Juni übernimmt das Außenministerium offiziell die operative Leitung sämtlicher Hilfsprojekte.
Radikale Umstrukturierung: Programme gestrichen, Büros geschlossen
Die Abwicklung ist der Schlusspunkt einer bereits im Januar gestarteten Reformwelle unter dem Schlagwort „Doge“. Innerhalb weniger Wochen wurden 83 Prozent der USAID-Initiativen eingestellt.
Nach dem Amtsantritt von Präsident Trump wurde zunächst ein Ausgabenstopp für Auslandsprogramme verhängt. Kurz darauf verschwand die USAID-Website, Mitarbeitende wurden von der Arbeit ausgeschlossen, Server abgeschaltet und Führungspersonal entlassen oder suspendiert.
Rubio erklärte sich selbst zum Interimsdirektor und übernahm die Kontrolle über die zentrale Behörde.
Experten warnen vor globalen Folgen – Aktenvernichtung befohlen
Laut internen Berichten warnte die USAID-Führung vor schweren humanitären Konsequenzen. Prognosen sprechen von Millionen unbehandelten Kindern, Hunderttausenden Malaria-Toten und einem Anstieg von Polio-Fällen.
Im März erhielten verbliebene Mitarbeitende eine Anweisung zur Aktenvernichtung. Per E-Mail wurden sie angewiesen, Dokumente zu schreddern und sogenannte „Burn Bags“ bereitzuhalten.
Parallel verbreitete Elon Musk, informeller Architekt der Reform, Falschinformationen über angebliche Luxusprojekte der Behörde. Besonders medienwirksam: Ein nie existierendes 50-Millionen-Dollar-Projekt für Kondome in Gaza.
Historische Neuausrichtung der US-Entwicklungspolitik
Trotz einer Ausnahmeregelung für humanitäre Soforthilfe stellt die Abwicklung von USAID einen beispiellosen Einschnitt dar. Die Behörde galt seit ihrer Gründung 1961 als Symbol für globale Partnerschaft und amerikanisches Engagement.
Mit der Übergabe an das Außenministerium wird Entwicklungspolitik künftig vollständig außenpolitisch gesteuert – mit offenem Ausgang für bestehende Projekte, Partnerländer und Millionen Bedürftige.
Die USA verlieren damit nicht nur eine Institution, sondern auch jahrzehntelanges Know-how in Krisenregionen. Was als „Effizienzreform“ angekündigt wurde, könnte sich als folgenschwerer Rückzug aus der globalen Verantwortung entpuppen.