In Südschweden haben Forscher von der Universität Lund tote Igel untersucht und dabei hohe Konzentrationen gefährlicher Schadstoffe gefunden. Besonders alarmierend: In jedem Tier wurden polychlorierte Biphenyle (PCBs) nachgewiesen – Chemikalien, die in Europa seit den 1980er-Jahren verboten sind.
Igel als Frühwarnsystem
Der Europäische Igel (Erinaceus europaeus) gilt als sogenanntes „Sentinel-Tier“. Er lebt am Boden, frisst Schnecken, Insekten und Würmer und trinkt oft aus Pfützen oder Abflüssen. Dadurch nimmt er Schadstoffe besonders leicht auf und eignet sich gut, um Umweltbelastungen zu messen, die auch für Menschen gefährlich sein könnten.
Eine gefährliche Chemikalienmischung
Die Forscher analysierten Leber, Zähne und Stacheln der toten Tiere. Sie fanden eine Mischung aus Blei, Pestiziden, Flammschutzmitteln, Weichmachern (Phthalate) und PCBs. Besonders besorgniserregend: PCBs waren in jedem untersuchten Tier vorhanden, obwohl ihr Einsatz seit fast 40 Jahren verboten ist.
Altlasten mit Langzeitwirkung
PCBs sind extrem langlebig. Sie verbleiben über Jahrzehnte in Boden, Wasser und Luft. Sie gelten als hormonstörend, krebserregend und schädlich für Fortpflanzung und Immunsystem. Neue Schadstoffe wie Phthalate aus Plastikprodukten verschärfen das Problem zusätzlich.
Gefährdung für Jungtiere und Bestände
Besonders hohe PCB-Werte fanden die Forscher bei jungen Igeln – ein Trend, der auch bei anderen Tieren wie Robben und Bären beobachtet wurde. Beim Abbau von Fettreserven, etwa beim Säugen oder Überwintern, werden die gespeicherten Gifte freigesetzt und können großen Schaden anrichten.
Seit 2020 gilt der Igel als „potenziell gefährdet“. In Europa sind die Bestände in nur zehn Jahren um mehr als 30 Prozent zurückgegangen. Neben Lebensraumverlust und Nahrungsmangel könnten Umweltgifte eine entscheidende Rolle spielen.
Warnung für Mensch und Tier
Die Forscher betonen, dass die Belastung nicht nur Igel betrifft. Die gefundenen Schadstoffe zeigen, dass selbst Jahrzehnte nach dem Verbot gefährliche Chemikalien weiterhin in unserer Umwelt zirkulieren – mit potenziellen Risiken für alle Lebewesen, auch für den Menschen.