Ellie Wilson hat mit Flugdaten von Motten ein Musikstück komponiert, das auf den weltweiten Rückgang dieser wichtigen Bestäuber aufmerksam macht.
Musik von Motten mitgestaltet
In ihrem Werk „Moth x Human“ auf dem Naturschutzgebiet Parsonage Down in Salisbury hat Wilson 80 dort lebenden Mottenarten jeweils einen eigenen Klang zugeordnet, der ausgelöst wurde, sobald eine Motte auf ihrem Monitor landete. Aus diesen zufälligen Mini-Melodien der Motten komponierte sie ein Musikstück für Violine, Cello, Posaune, Klavier und Synthesizer.
„Die Motten haben diese winzigen Melodien kreiert – kleine Fragmente und Motive, die ich genutzt habe, um den Rest des Stücks zu komponieren“, erklärt Wilson. So imitiert etwa das Klopfen auf den Cellokorpus das Geräusch einer Motte, die in einer Lampe gefangen ist.
Hintergrund: Mottensterben mit Folgen
Motten spielen eine wichtige Rolle als Bestäuber und als Nahrungsquelle für Vögel, Eulen und Fledermäuse. Doch sie sind von starkem Rückgang durch Habitatverlust, Pestizide und Klimakrise betroffen, was weitreichende Folgen für Ökosysteme hat.
„Viele merken den Rückgang nicht, weil Motten nachts aktiv sind, doch sie sind genauso wichtig wie Bienen und Schmetterlinge“, betont Wilson.
Mottensterben hörbar machen
Wilson schuf das Werk gemeinsam mit dem UK Centre of Ecology and Hydrology und Oxford Contemporary Music. Am Ende des Stücks wird Datenmaterial aus einem Agrargebiet mit nur 19 Mottenarten verwendet, um den Unterschied hörbar zu machen.
„Am Anfang gibt es so viele Klänge, am Ende nur noch sehr wenige“, beschreibt Wilson den beabsichtigten Effekt.
Musik als Brücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Wissenschaftler seien begeistert gewesen, ihre Daten musikalisch umzusetzen, da sie mit Zahlen allein „keine Aufmerksamkeit für den katastrophalen Mottenrückgang bekommen“, so Wilson. „Musik ist ein zugänglicher Weg, um die drohende Katastrophe begreifbar zu machen.“
Naturklänge als Botschafter der Klimakrise
Wilson ist Teil einer wachsenden Bewegung, die Naturklänge nutzt, um auf die Klimakrise hinzuweisen:
- Cosmo Sheldrake möchte, dass ein ecuadorianischer Wald als Miturheber seiner Musik anerkannt wird, um Naturrechte zu stärken.
- Radio Lento sendet „aufgezeichnete Ruhe“ aus 105 britischen Standorten als akustische Dokumentation von Natur.
- Heatherwick Studio verwandelt eine Insel in Seoul in einen Park, in dem Musik aus den Klangwellen der umliegenden Berge generiert wird.
- Finnland hat als erstes Land der Welt eine offizielle Klanglandschaft geschaffen.
Wilson wird „Moth x Human“ am 5. Juli beim New Music Biennial im Londoner Southbank Centre uraufführen und in Interviews über den Prozess berichten. Sie zeigt, wie Musik dabei helfen kann, Naturkrisen emotional erlebbar zu machen und das Bewusstsein für den Schutz unserer Ökosysteme zu schärfen.