Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol zog am Mittwochmorgen überraschend seinen Befehl zum Ausnahmezustand zurück. Der Erlass hatte in der Hauptstadt heftige politische Reaktionen und Proteste ausgelöst.
Oppositionsführer bezeichneten den Schritt als verfassungswidrig und kündigten Widerstand an. Das Parlament verabschiedete einen Antrag, der Yoon aufforderte, die Maßnahme zu widerrufen. In Fotos und Videos war zu sehen, wie Parlamentsmitarbeiter Feuerlöscher gegen bewaffnete Truppen einsetzten, die versuchten, in die Nationalversammlung einzudringen.
Rücknahme des Erlasses und internationale Reaktionen
Nur wenige Stunden nach seiner Bekanntgabe forderte Yoons eigene Partei ihn auf, den Ausnahmezustand aufzuheben. Die Regierung stimmte dem Antrag am Mittwoch um 4:30 Uhr lokal zu. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, dass die Demokratie die Grundlage der US-Südkorea-Allianz sei und die Lage weiter überwacht werde.
Die überraschende Erklärung fiel inmitten politischer Auseinandersetzungen zwischen Yoons Partei, der People Power Party, und der Opposition, die um ein Haushaltsgesetz kämpften. Yoon hatte den Ausnahmezustand als Schutzmaßnahme gegen nordkoreanische Kommunisten und „pro-nordkoreanische anti-staatliche Kräfte“ begründet.
Yoon erklärte in einer Fernsehansprache, er habe den Ausnahmezustand verhängt, um die Freiheit und das Wohl des Landes zu schützen. Die USA, enge Verbündete Südkoreas, äußerten sich besorgt über die Lage. Das Pentagon erklärte, es stehe in engem Kontakt mit der südkoreanischen Regierung.
Kritik und Rücktrittsforderungen
Nach der Erklärung des Ausnahmezustands forderte die Opposition Yoon zum Rücktritt oder zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens auf. Tausende Mitglieder der koreanischen Gewerkschaftsföderation kündigten Streiks an, um Yoon zum Rücktritt zu zwingen.
Yoons höchste Berater, darunter sein Stabschef, reichten ihren Rücktritt ein. Der Vorfall rief Erinnerungen an die martialische Vergangenheit Südkoreas wach. 1980 hatte der damalige Diktator Chun Doo-Hwan nach einem Militärputsch ebenfalls den Ausnahmezustand verhängt.
Historische Bedeutung und internationale Beziehungen
Der Vorfall wird als Rückschritt in der südkoreanischen Demokratie gesehen. Yoon wird vorgeworfen, seine Position zu schwächen und die öffentliche Meinung gegen sich aufzubringen. Historiker wie Syd Seiler von der CSIS bezeichneten die Situation als „Rückkehr in die Vergangenheit“.
Südkorea bleibt ein wichtiger Partner der USA in Militär- und Wirtschaftsfragen. Das Land beherbergt eine der größten US-Militärbasen, die rund 28.000 Soldaten aufnimmt. Trotz der Spannungen wird erwartet, dass die militärische Beziehung zwischen Südkorea und den USA bestehen bleibt.