Gänsehautmoment auf dem Court Philippe-Chatrier
Rafael Nadal betrat den Centre Court in Anzug und wurde sofort von tosendem Applaus empfangen. Schon nach wenigen Sekunden brach der 22-fache Grand-Slam-Sieger emotional zusammen. Die Fassung fand er bis zum Ende der Zeremonie nicht wieder.
„Ich war unglaublich bewegt“, sagte Nadal später. „Es war perfekt, ehrlich gesagt. Ich hätte mir nichts Emotionaleres vorstellen können.“
Im Vorjahr schied Nadal in der ersten Runde gegen Alexander Zverev aus. Obwohl er damals ahnte, dass es sein letztes Match in Roland Garros sein könnte, lehnte er eine Abschiedszeremonie ab – die Entscheidung für den Rücktritt fiel erst später. Seine Karriere beendete er offiziell beim Davis Cup in Málaga nach Spaniens Niederlage gegen die Niederlande.
Obwohl das Karriereende nicht in Paris stattfand, gehörte der emotionale Abschied genau dorthin. Mit 112 Siegen bei nur vier Niederlagen und 14 Titeln hat Nadal dort Geschichte geschrieben. „14 Grand Slams an einem Ort zu gewinnen – das kann schon passieren“, sagte er lächelnd. „Aber vermutlich braucht es dafür mindestens 30 Jahre.“
Farbenmeer und Rivalen: Ein letztes Mal im Mittelpunkt
Nach dem Match zwischen Musetti und Hanfmann begann die große Hommage. Die Veranstalter verteilten orangefarbene „Merci Rafa“-Shirts im Publikum. Die oberen Ränge trugen Weiß – zusammen bildete das Stadion ein riesiges Mosaik mit „14 RG“ und einem Pokal sowie „Rafa“ mit zwei Herzen.
Nadal hielt in der Mitte des Courts eine Rede auf Französisch, Englisch und Spanisch. Er richtete sich persönlich an seine Familie: Eltern, Ehefrau Mery, seinen Sohn Rafael und seinen Onkel Toni, der ihn jahrzehntelang trainierte. Auch Stars wie Carlos Alcaraz und Iga Swiatek saßen im Publikum. Zum Finale der Zeremonie traten Roger Federer, Novak Djokovic und Andy Murray zu ihm auf den Platz.
„Dass meine drei größten Rivalen dabei waren, hat mir viel bedeutet“, sagte Nadal. „Es zeigt, dass Rivalität Respekt nicht ausschließt. Du musst deinen Gegner nicht hassen, um ihn mit aller Kraft schlagen zu wollen.“
Humor, Erinnerungen und ein letzter Abdruck
In der Pressekonferenz danach erzählte Nadal von einer amüsanten Nachricht, die er kürzlich von Andy Murray erhielt. Kurz nach Arsenals Sieg gegen Real Madrid schrieb dieser: „Hey Rafa, wollte nur schauen, ob bei dir alles in Ordnung ist.“ Nadal, als glühender Real-Fan, brauchte ein paar Sekunden, um den Witz zu verstehen. „Das war typisch britischer Humor“, lachte er. „Ich hab ihm übrigens nicht geantwortet, als PSG dann gegen Arsenal gewonnen hat.“
Am Ende der Zeremonie enthüllten Gilles Moretton und Amélie Mauresmo eine Gedenkplatte mit Nadals Fußabdruck und Unterschrift. Diese wird dauerhaft im Court Philippe-Chatrier verbleiben.
„Es war unvergesslich“, sagte Nadal zum Abschied. „Ich mag solche Momente nicht besonders, bin dafür zu schüchtern. Ich war genug im Rampenlicht als Spieler. Aber ich habe es genossen – auch wenn es mich emotional sehr mitgenommen hat.“