Expertinnen forderten heute eine grundlegende Veränderung in der Sprachförderung an Kindergärten und Schulen. Sie kritisierten den hohen Druck durch Deutschtests und getrennte Fördergruppen. Diese Praxis schade Kindern, Eltern und Lehrpersonen.
Die jetzigen Methoden nehmen Kindern die Freude am Deutschlernen. So verfehlen sie ihr eigentliches Ziel, warnte man bei der Pressekonferenz.
Sprache verliert an Bedeutung
Viele Kinder lernen Deutsch nur, um den MIKA-D-Test zu bestehen. Dieser entscheidet über Förderklassen und -kurse. Dabei geht laut Carmen Kovacs vom Verein Startklar der wahre Wert von Sprache verloren. Sprachliche Kreativität, soziales Lernen und Kommunikation blieben auf der Strecke.
Kovacs betonte: Eltern brauchen mehr als bloße Hinweise auf ihre Pflichten. Sie benötigen konkrete Informationen und echte Unterstützung.
System überfordert Schulen
Saskia Hula, Direktorin einer Volksschule in Wien, erklärte: 90 Prozent ihrer Schüler starten als „außerordentlich“. Das liege am System, nicht an den Kindern. Die meisten wurden in Österreich geboren und besuchten den Kindergarten.
Vor 25 Jahren war der Anteil der Kinder mit Deutschproblemen ähnlich. Doch heute testen Lehrkräfte über 250 Kinder jährlich. Der Aufwand wuchs enorm, der Nutzen kaum.
Die Aufteilung in Förderklassen sei an Schulen mit hohem Bedarf sinnlos, so Hula. Lehrkräfte stemmen riesigen Aufwand, ohne echte Wirkung.
Mehrsprachigkeit als Stärke sehen
Die Expertinnen forderten: Schulen brauchen mehr geschultes Personal für Sprachförderung. Außerdem sollte Mehrsprachigkeit endlich als Vorteil gelten – unabhängig davon, ob Kinder Englisch, Türkisch oder Albanisch sprechen. Nur so gelingt eine gerechtere Bildung für alle.