Altern zu Hause im Fokus der Strategie
Samsung reagiert auf die steigenden Gesundheitskosten im Jahr 2025 und die wachsende Zahl älterer Menschen, die selbstbestimmt zu Hause leben möchten. Diese Trends will das Unternehmen nutzen, um sich stärker im digitalen Gesundheitsmarkt zu positionieren. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist das nächste Update der Galaxy-Smartwatch, erklärte Hon Pak, Leiter des Bereichs digitale Gesundheit bei Samsungs Mobilsparte.
„Die alternde Gesellschaft, chronische Krankheiten und steigende Kosten führen dazu, dass immer mehr Pflege zu Hause stattfindet“, sagte Pak. „Und genau dort befindet sich Samsung bereits mit seiner Technologie.“
Samsung will mit digitalen Gesundheitsfunktionen Apple im Bereich Wearables überholen. Beide Unternehmen bauen ihre Wellness-Angebote aus, um die Kundenbindung zu stärken – insbesondere da sich der Smartphone-Markt abschwächt. Die neue Software wird ab diesem Monat als Betaversion für die Galaxy Watch 5 und neuere Modelle verfügbar sein. Einige Funktionen bleiben exklusiv für aktuelle Gerätegenerationen.
Vernetztes Zuhause als Vorteil im Gesundheitsmarkt
Pak sieht in Samsungs bestehender Präsenz in Haushalten – durch Geräte wie Kühlschränke und Fernseher – einen klaren Vorteil bei der Integration von Gesundheitsfunktionen in den Alltag. Trotz seiner führenden Position im Smartphone-Markt erreichte Samsung laut IDC im ersten Quartal 2025 nur rund sechs Prozent Marktanteil bei Smartwatches, während Apple mit etwa 20 Prozent dominierte.
IDC-Analyst Jitesh Ubrani sieht Apple vorn bei der Vermarktung: „Apple kommt der Vision, die Smartwatch unentbehrlich zu machen, am nächsten“, schrieb er in einer Analyse.
Samsung will sich durch präventive Funktionen abheben – darunter Hinweise zu gesunder Ernährung und Schlafgewohnheiten, bevor ernsthafte Gesundheitsprobleme entstehen. Dabei steht das Unternehmen im Wettbewerb mit innovativen Anbietern wie Oura und Technologieriesen wie Google, die auf ähnliche Funktionen setzen.
Pak betonte, dass Ärzte nur auf einen sehr kleinen Teil der Gesundheitsdaten ihrer Patienten zugreifen. „Wir verwenden weniger als ein Prozent dieser Daten zur Diagnose und Behandlung“, sagte er. „Wir wissen nicht, ob jemand Sport macht oder gesund isst.“ Vor seiner Tätigkeit bei Samsung war Pak Chief Medical Officer bei 3M Health Information Systems.
Sensorische Neuerungen und smarte Ernährungsanalyse
Ein zentrales neues Feature der Smartwatch ist die Erkennung von Antioxidantien im Körper. Mithilfe von LEDs, die in verschiedenen Wellenlängen auf die Haut leuchten, ermittelt die Uhr den Beta-Carotin-Gehalt – ein Antioxidans, das in Gemüse wie Karotten, Spinat und Süßkartoffeln vorkommt. Nutzer nehmen dazu die Uhr ab und drücken den Sensor auf der Rückseite.
Das System erkennt nicht die Menge verzehrten Gemüses, sondern schätzt, ob ausreichend Antioxidantien vorhanden sind. Die Funktion wurde in klinischen Studien mit Bluttests validiert.
Weitere Funktionen des Updates sind personalisierte Einschlafempfehlungen und ein KI-gestützter Lauftrainer, der individuelle Trainingspläne erstellt. Apple hatte am 9. Juni mit Workout Buddy ein ähnliches Coaching-Feature vorgestellt.
Samsung arbeitet zudem an einem Gesundheits-Chatbot mit künstlicher Intelligenz. Pak konnte dazu keine Einzelheiten nennen, da der Dienst noch nicht offiziell angekündigt wurde. Medienberichten zufolge plant auch Apple ein vergleichbares Tool.
Auch smarte Brillen gehören zu Samsungs Zukunftsvision. Sie könnten beispielsweise erkennen, ob ein Gericht Allergene enthält oder ob jemand zu schnell isst. Möglich wäre dies durch KI-basierte Bildanalyse. Erste Anwendungen kombinieren Kameraerkennung mit Analysemodellen wie ChatGPT oder Gemini, um Nährwerte anhand von Fotos zu berechnen.
„Die Technologie existiert bereits“, sagte Pak. „Wir müssen sie nur richtig zusammenführen.“
Samsung entwickelt derzeit eine eigene smarte Brille, die mit Googles Android-XR-System laufen soll.
Ein strategischer Nachteil bleibt bestehen: Samsung-Uhren sind nicht mit iPhones kompatibel. Apple kontrolliert fast 20 Prozent des Smartphone-Marktes. Samsung stellte die iOS-Kompatibilität vor einigen Jahren ein – mutmaßlich, um Kunden stärker an das eigene System zu binden.
Pak hält sich dennoch offen für zukünftige Kooperationen. „Es gibt Gespräche darüber“, erklärte er. „Aber bisher wurde kein Zeitplan festgelegt.“
