Nach dem massiven Stromausfall am Flughafen Heathrow, der am Freitag zu über 1.350 Flugausfällen und Chaos für rund 300.000 Passagiere führte, hat die britische Regierung eine dringende Untersuchung angekündigt. Experten sprechen von einem „Weckruf“ für die Sicherheit kritischer Infrastruktur im Vereinigten Königreich.
Energieminister Miliband beauftragt unabhängige Prüfung
Energieminister Ed Miliband hat die Nationale Energie-Systembehörde (Neso) mit einer umfassenden Untersuchung des Vorfalls beauftragt. Ziel ist es, die Ursachen des Brandes in einer Hochspannungs-Umspannstation in Hayes, westlich von London, zu klären und die Widerstandsfähigkeit des Energiesystems zu bewerten.
„Der Stromausfall hat Tausende Menschen und viele Unternehmen massiv beeinträchtigt“, sagte Miliband. „Wir müssen verstehen, was passiert ist, und wie sich so etwas künftig vermeiden lässt.“
Auch die Regulierungsbehörde Ofgem unterstützt die Untersuchung und kündigte an, bei Verstößen gegen Standards oder Lizenzpflichten nicht zu zögern, Maßnahmen zu ergreifen.
Die Anti-Terror-Ermittler der Metropolitan Police leiteten zunächst die Untersuchung, gehen jedoch nach ersten Erkenntnissen nicht von einem kriminellen Hintergrund aus.
Die neu geschaffene Behörde Neso, die für die Planung und Steuerung der Strom- und Gasnetze in England, Schottland und Wales zuständig ist, soll innerhalb von sechs Wochen einen ersten Bericht vorlegen.
Kritik an Heathrow – Infrastruktur zu anfällig?
Heathrow-Chef Thomas Woldbye betonte, dass der Brand außerhalb des Flughafens ausbrach. Obwohl Heathrow an drei Umspannwerke angeschlossen sei, habe man durch den Vorfall die Stromversorgung kurzfristig neu strukturieren müssen.
Woldbye zeigte sich „stolz“ auf das Krisenmanagement seines Teams, wurde jedoch für seine als zu gelassen empfundenen öffentlichen Äußerungen kritisiert.
Lord Toby Harris, Vorsitzender der National Preparedness Commission, zeigte sich schockiert: „Es ist bemerkenswert, dass ein einziger Ausfall die Abläufe am größten Flughafen des Landes komplett lahmlegt.“
Wie die Financial Times berichtete, hatte ein Bericht aus dem Jahr 2014 bereits auf die Verwundbarkeit von Heathrows Stromnetz hingewiesen. Schon damals hieß es, dass „selbst kurze Stromunterbrechungen langfristige Auswirkungen“ haben könnten.
Regierung betont Reformbedarf – Passagierchaos hält an
Verkehrsministerin Heidi Alexander sprach von einem Vorfall mit ernsthaften Folgen: „Heathrow verbraucht so viel Energie wie eine Kleinstadt. Wir müssen herausfinden, was genau passiert ist und wie wir unsere Infrastruktur besser schützen können.“
Um die Rückstände abzuarbeiten, wurden Hunderte zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt. Dennoch wird mit weiteren Verspätungen und Ausfällen in den kommenden Tagen gerechnet.
Betroffene Passagiere äußerten ihren Ärger. Farah Rafeeq (24), die am Freitag zu einer Hochzeit nach Kambodscha fliegen wollte, sagte: „Die letzten Stunden waren ein Albtraum. Wir mussten für einen neuen Flug das Doppelte zahlen – rund 700 Pfund.“
Neso-Chef Fintan Slye erklärte, man werde eng mit allen Beteiligten zusammenarbeiten, um Lehren aus dem Vorfall zu ziehen und die Widerstandsfähigkeit des britischen Energiesystems zu verbessern.
Parallel dazu läuft eine nationale Resilienz-Überprüfung, geleitet von Kabinettsminister Pat McFadden. Die Regierung steht unter Druck, die Absicherung kritischer Infrastruktur nachhaltig zu stärken.