Eskalation trotz Betretungsverbot
In Graz-Eggenberg kam es am Donnerstagabend zu einem dramatischen Zwischenfall, als ein 43-jähriger Mann bei einem Polizeieinsatz angeschossen wurde. Der Mann, gegen den ein Betretungs- und Annäherungsverbot bestand, näherte sich erneut der Wohnung seiner Ex-Partnerin. Als die Polizei eintraf, saß er bereits im Auto. Anstatt sich der Kontrolle zu stellen, flüchtete er – zuerst rückwärts, dann direkt auf die Beamten zu.
Laut Polizei sahen sich die Einsatzkräfte gezwungen, ihre Dienstwaffen einzusetzen. Der Mann wurde schwer verletzt, konnte jedoch noch in der Nacht operiert werden und befindet sich laut Behörden außerhalb akuter Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft Graz ordnete seine Festnahme wegen des Verdachts auf versuchten Mord an.
Ermittlungen zu Schusswaffeneinsatz eingeleitet
Die Ermittlungs- und Beschwerdestelle Misshandlungsvorwürfe (EBM), die dem Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) zugeordnet ist, übernimmt die Prüfung des Waffeneinsatzes. Das Opfer der Bedrohung, die ehemalige Lebensgefährtin des Mannes, blieb unverletzt. Auch ein Polizist erlitt Verletzungen.
Bereits am Vortag hatte sich ein tödlicher Zwischenfall bei einem Polizeieinsatz in Niederösterreich ereignet. Dort wurde ein 49-jähriger Mann nach einem Messerangriff auf Polizisten erschossen.
Waffengebrauch bei Polizeieinsätzen selten tödlich
Statistiken des Innenministeriums zeigen, dass tödlicher Waffengebrauch in Österreich äußerst selten ist. In den vergangenen Jahren kam es bei mehreren Hundert Einsätzen jährlich meist zu Schreck- oder Warnschüssen. Zwischen 2020 und 2024 gab es pro Jahr höchstens vier Todesfälle im Zuge von Polizeieinsätzen.
2024 wurden bei 254 Amtshandlungen 444 Waffeneinsätze registriert. Dabei wurden 90 Personen leicht, zwei schwer verletzt und vier Menschen getötet. Zum Vergleich: 2022 wurde bei 213 Amtshandlungen 654-mal Waffen eingesetzt – jedoch ohne tödliche Folgen.
Fokus auf Deeskalation in der Ausbildung
Laut Innenministerium wird großer Wert auf Deeskalation in der Ausbildung gelegt. Neben taktischem Vorgehen trainieren Polizist:innen in interaktiven Szenarien auch den Einsatz von Waffen in Stresssituationen. Ziel ist es, die Zahl gefährlicher Eskalationen zu minimieren und mögliche Gefährdungen frühzeitig zu erkennen.