Dienstleistungen gewinnen, Einzelhandel verliert
Immer mehr Österreicher geben ihr Geld für persönliche Dienstleistungen statt materielle Güter aus. Freizeit, Gesundheit und Wohlbefinden stehen hoch im Kurs – während der stationäre Handel Verluste bei Verkaufsfläche und Umsatzanteil hinnehmen muss. 2024 gaben private Haushalte laut Kreutzer Fischer & Partner insgesamt 242 Milliarden Euro aus, inflationsbereinigt blieb der Konsum jedoch stagnierend. Nur ein Drittel floss in Wareneinkäufe, 130 Milliarden Euro dagegen in Dienstleistungen.
Wachstum bei Betreuung und Freizeit, Rückgang bei Gastronomie
Besonders Lernhilfe, Babysitting, Haushaltshilfe und Pflege legten zu. Auch medizinische Behandlungen und Reisen blieben gefragt. Deutliche Rückgänge verzeichnete lediglich die Gastronomie, da Essen außer Haus für viele zu teuer wurde.
Wohnen wird zum Kostentreiber
Laut Andreas Kreutzer treiben explodierende Mieten, die doppelt so stark wie die Inflation steigen, die Konsumausgaben – zulasten anderer Bereiche. Der Einzelhandel erhielt 2024 nur noch 78,5 Milliarden Euro, inflationsbereinigt ein leichter Rückgang. Trotz höherer Einkommen verhinderten Sparneigung und Unsicherheit einen Nachfrageanstieg.
Stabile Extreme: Luxus und Billig
Während Innenstadtluxus vom Tourismus profitiert und Diskonter wie Action oder Woolworth in Einkaufszentren expandieren, leidet die Mitte des Markts. In Kleinstadtzentren steigt die Leerstandsquote auf ein Rekordniveau von 15,6 %, vor allem durch den Rückzug des Modehandels.
Strukturelle Probleme bleiben ungelöst
Multifunktionale Nutzung könnte laut Experten leerstehende Flächen retten – doch die Umsetzung scheitert an langsamer Stadtpolitik und unkontrollierter Zersiedelung.
Onlineboom, aber sinkender Warenwert
Der Onlineanteil liegt bei über 12 % der Einkäufe. 2024 wurden 225 Millionen Pakete verschickt – 11 % mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Warenwert sank jedoch auf 57 Euro, was laut Kreutzer auf Billigplattformen aus Asien wie Temu oder Shein zurückzuführen ist.
Stationärer Handel noch nicht geschlagen
Beim Modekauf liegt der Onlineanteil bei unter einem Drittel, bei Sportartikeln bei 15 %, bei Einrichtung bei 12 %, bei Lebensmitteln nur bei 2,4 %. In einzelnen Nischen wie Erotikartikeln und Games dominieren hingegen Onlineanbieter.
Weniger offene Stellen, vorsichtiger Optimismus
Laut Handelsverband sank die Zahl offener Stellen auf unter 9.500, davon die meisten nur vorübergehend unbesetzt. 77 % der Händler sehen sich personell gut aufgestellt. Verbandschef Rainer Will fordert weiterhin weniger Bürokratie, steuerliche Entlastung und klare Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln.
Investitionen verschieben sich ins Digitale
38 % der Unternehmen erwarten Gewinne, 25 % Verluste. Investiert wird vor allem in Webshops und Digitalisierung, gespart bei Werbung, Personal und Filialausbau. Die Branche bleibt angespannt – doch der große Personalmangel scheint überwunden.