Klare Zustimmung der Genossenschafter
Die niederösterreichische NÖM AG expandiert nach Westen und übernimmt die Vorarlberger Molkerei Vorarlberg Milch. Am Montagabend stimmten 96,47 Prozent der Genossenschafter in einer Versammlung in Hohenems der Übernahme zu – weit mehr als die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Im Gegenzug erhält die Vorarlberg Milch Genossenschaft drei Prozent Anteile an der NÖM AG. Die wirtschaftlich angeschlagene Molkerei sieht in dem Schritt eine neue Perspektive: „Diese Kooperation ist die Basis für eine positive Weiterentwicklung unserer Genossenschaft“, erklärten Obmann Robert Spiegel und Aufsichtsratsvorsitzender Norbert Sieber.
Neue Struktur und bessere Milchpreise
Im Zuge der Vereinbarung wird der Produktionsstandort Feldkirch in die neu gegründete Vorarlberg Milch GmbH überführt, die künftig als eigenständiges Unternehmen unter dem Dach der NÖM AG weiterarbeitet. Die Genossenschaft erhält zudem einen Sitz im neunköpfigen Aufsichtsrat der NÖM. Ab 1. Juni erhalten die Vorarlberger Milchbauern rund fünf Cent mehr pro Liter für GVO-freie Milch. Die Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde steht allerdings noch aus.
Feldkirch wird Käse-Kompetenzzentrum der NÖM
NÖM-Vorstand Josef Simon kündigte an, dass der Standort Feldkirch künftig als Kompetenzzentrum für Hart- und Schnittkäse fungieren werde. Zudem soll er eine strategische Brücke zum Absatzmarkt Italien bilden. Geplant sind Investitionen in Infrastruktur und Produktion, mit dem Ziel, die Milchverarbeitung vor Ort deutlich zu steigern. Die beliebte Marke “Ländle Milch” bleibt trotz Übernahme bestehen.
Abschied eines langjährigen Geschäftsführers
Nicht weiter begleiten wird den Übergang der langjährige Geschäftsführer Raimund Wachter. Nach 29 Jahren sieht er seine Aufgabe erfüllt, bleibt dem Unternehmen jedoch noch für die Übergangszeit erhalten.
Zahlen, Struktur und Hintergründe
Die 1940 gegründete Vorarlberg Milch verarbeitet jährlich rund 55 Millionen Kilogramm Milch und zählt 440 Mitglieder sowie 126 Mitarbeitende. Trotz einer starken Marke verzeichnete das Unternehmen zuletzt Verluste: 2023 betrug das Minus 3,3 Millionen Euro bei 61 Millionen Euro Umsatz, 2024 lag der Umsatz bei 56 Millionen Euro. Gründe für die finanzielle Schieflage waren steigende Kosten und abwandernde Milchlieferanten.
Die NÖM AG mit Sitz in Baden bei Wien erzielte 2024 mit über 1000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 685 Millionen Euro und verarbeitet täglich rund 1,5 Millionen Liter Milch. Nach der Übernahme setzt sich die Eigentümerstruktur wie folgt zusammen: 63,05 Prozent hält weiterhin die Niederösterreichische Milch Holding GmbH (Raiffeisen), 33,95 Prozent die MGN Milchliefergenossenschaft, und drei Prozent entfallen künftig auf die Vorarlberg Milch Genossenschaft.