Papst Leo XIV, der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche, berief sich auf Leo XIII., um aktuelle Herausforderungen anzugehen.
Er verwies auf Rerum Novarum, die Enzyklika von 1891, mit der die Kirche erstmals auf die industrielle Revolution reagierte.
In seiner ersten Ansprache an die Kardinäle versprach Leo XIV, die katholische Soziallehre im digitalen Zeitalter neu zu beleben.
Über 250.000 Gläubige und zahlreiche Staats- und Regierungschefs nahmen an seiner feierlichen Amtseinführung teil.
Der neue Papst betonte die Verantwortung der Kirche, in Zeiten technologischer Umbrüche für Gerechtigkeit und Menschenwürde einzustehen.
Beobachter sehen in ihm eine Führungsfigur, die Glaubenslehre mit modernen Wirtschaftsfragen verknüpfen könnte.
Leo XIV warnte davor, die Kirche dürfe angesichts wachsender Ungleichheiten und digitaler Machtstrukturen nicht schweigen.
Vatikan setzt auf neue Autorität im globalen Diskurs
Ettore Gotti Tedeschi, ehemaliger Präsident der Vatikanbank, nannte Leo XIII. einen Vordenker der Wirtschaftsethik.
Er zog Parallelen zwischen Rerum Novarum und dem Sherman Antitrust Act von 1890 in den USA.
Gotti Tedeschi sieht in Leo XIV das Potenzial, wirtschaftliche Macht und technologische Monopole moralisch herauszufordern.
Der Papst rief dazu auf, sich aktiv mit Künstlicher Intelligenz und globaler Finanzmacht auseinanderzusetzen.
Er verglich heutige Wirtschaftsoligarchen mit den heidnischen Herrschern der Antike, denen sich die frühe Kirche stellte.
Benedikt XVI hatte in Caritas in Veritate bereits zu einer ethisch fundierten Globalisierung aufgerufen.
Diese Enzyklika entstand inmitten der Schuldenkrise nach 2008 und forderte neue Wege der wirtschaftlichen Entwicklung.
Papst Franziskus griff diese Linie auf und sprach in mehreren Reden über „Algoethik“ und die moralischen Folgen von KI.
Beim G7-Gipfel 2024 nannte er künstliche Intelligenz „ein Geschenk Gottes“, das eine ethische Regulierung benötige.
Vatikan hofft auf Erneuerung durch US-Herkunft des Papstes
Die Herkunft von Leo XIV weckt Hoffnungen auf finanzielle Stabilität für den Vatikan.
Kirchenverantwortliche erwarten, dass er das Vertrauen amerikanischer Spender wieder stärkt.
Der Peterspfennig, einst zur Hälfte aus den USA gespeist, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen.
Gotti Tedeschi ist überzeugt, Leo könne diese Einnahmequelle durch ein klares Bekenntnis zur Glaubenslehre reaktivieren.
Er zitierte US-Vizepräsident JD Vance, der in München betonte: „Wenn die Kirche ihre Werte bekräftigt, stehen wir zu ihr.“
Leo XIV verbindet bisher soziales Bewusstsein mit einem traditionellen Auftreten und theologisch fundierten Aussagen.
Sein Stil lässt auf eine Rückbesinnung auf kirchliche Prinzipien bei gleichzeitigem Blick auf globale Probleme schließen.
Nun bleibt abzuwarten, ob seine Vision tatsächlich Einfluss auf Wirtschafts- und Technologiepolitik entfalten wird.