Durchbruch für Menschen auf glutenfreier Diät
Australischen Forschern ist ein bedeutender Fortschritt bei der Diagnose von Zöliakie gelungen. Ein neuer Bluttest kann die Autoimmunerkrankung diagnostizieren, ohne dass Patienten zuvor Gluten essen müssen – also den Stoff, der überhaupt erst Beschwerden auslöst. Das Team veröffentlichte die Ergebnisse am Dienstag in der Fachzeitschrift Gastroenterology. Die Forscher hoffen, damit eine der größten Hürden bei der Diagnosestellung zu beseitigen.
Bisher müssen Betroffene wochenlang Gluten konsumieren, um per Bluttest oder Darmspiegelung eine sichere Diagnose zu erhalten – oft unter leidvollen Symptomen wie Durchfall, Schmerzen und Blähungen. Das neue Verfahren analysiert eine Immunreaktion im Blut mithilfe eines spezifischen Markers: Interleukin-2 (IL-2).
Studie: Hohe Genauigkeit auch bei glutenfreier Ernährung
Für die Studie wurden Blutproben von 181 Personen im Alter von 18 bis 75 Jahren am Royal Melbourne Hospital untersucht. Darunter waren:
- 75 Zöliakie-Patient:innen auf glutenfreier Diät seit mindestens einem Jahr
- 13 Personen mit aktiver, unbehandelter Zöliakie
- 32 mit nicht-zöliakischer Glutensensitivität
- 61 gesunde Kontrollpersonen
Die Forscher mischten die Blutproben mit Gluten, um zu testen, ob das IL-2-Signal im Blut erscheint. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Der Test zeigte eine Sensitivität von bis zu 90 % und eine Spezifität von 97 % – selbst bei Personen, die seit Langem kein Gluten mehr konsumiert hatten.
Olivia Moscatelli, Hauptautorin der Studie und selbst Zöliakie-Patientin, bestätigte: „Das Verfahren funktioniert zuverlässig, ohne dass man krankmachende Mengen Gluten essen muss.“
Klinischer Einsatz geplant – aber weitere Studien nötig
Die Forschenden entwickelten den Test zusammen mit Novoviah Pharmaceuticals, das künftig die Marktzulassung anstrebt. Laut Co-Autor Jason Tye-Din vom Walter and Eliza Hall Institute in Melbourne könnte der Test in zwei Jahren klinisch verfügbar sein.
Doch es gibt Einschränkungen: Die Studie wurde nur an einem Zentrum durchgeführt, Kinder und Menschen unter Immunsuppression waren nicht einbezogen. Auch deshalb fordern Experten wie Prof. Peter Gibson von der Monash University weitere Untersuchungen: „Die Ergebnisse sind sehr überzeugend, aber müssen in größeren Kohorten bestätigt werden.“
Assoc. Prof. Vincent Ho von der Western Sydney University betont, dass bestehende Tests wie der Anti-Endomysium-Antikörper-Test eine ähnliche Genauigkeit aufweisen. Dennoch sieht auch er im neuen Verfahren „einen echten Fortschritt“, insbesondere in unklaren klinischen Fällen.
Fazit: Hoffnung auf glutenfreie Diagnose
Der neue IL-2-Bluttest verspricht eine schonendere, schnellere und einfachere Diagnose von Zöliakie. Ein einmaliger Kontakt mit Gluten könnte künftig ausreichen – ein entscheidender Vorteil für Menschen auf glutenfreier Ernährung. Bevor das Verfahren in der Breite eingesetzt wird, braucht es aber Validierung in unabhängigen Labors, Kosten-Nutzen-Vergleiche und Anpassungen an unterschiedliche Patientengruppen. Die Forschung zeigt jedoch klar: Eine Diagnose ohne wochenlange Qual könnte bald Realität sein.