Uni Wien startet erste Quantenmission im Orbit
Am Freitag, dem 20. Juni, soll es so weit sein: Von der Vandenberg-Basis in Kalifornien aus startet eine Falcon-9-Rakete mit einem besonderen Passagier – dem ersten Quantenprozessor für den Weltraum. Entwickelt wurde das kompakte Gerät von einem Forschungsteam um den Physiker Philip Walther an der Universität Wien. Der nur schuhkartongroße Quantencomputer wird auf einem Satelliten in 550 Kilometern Höhe die Erde umkreisen.
Extreme Bedingungen, große Ambitionen
Die Weltraumversion des Quantencomputers wiegt rund zehn Kilogramm und musste speziell gehärtet werden: Er soll kurzfristig extreme g-Kräfte aushalten, Temperaturwechsel zwischen plus 70 und minus 30 Grad Celsius überstehen und mit minimalem Stromverbrauch im Vakuum funktionieren. All das bei voller Rechenleistung. “Das System muss mehr leisten, als viele Server hier am Boden – und das unter den härtesten Bedingungen”, so Walther.
Der Clou: Mittels “Edge Computing” wird der Quantencomputer die gesammelten Daten direkt im Orbit verarbeiten – eine Premiere im All. Anstatt große Datenmengen zurück zur Erde zu senden, liefert der Satellit vorverarbeitete Ergebnisse.
Forschung für morgen: Europas Quantentechnologie im All
Das Wiener Team ist führend in photonischer Quantentechnologie. Die Mission dient nicht nur wissenschaftlichen Zwecken, sondern auch als Machbarkeitsnachweis: Wie robust und leistungsfähig sind Quantenprozessoren in der Schwerelosigkeit auf Dauer?
In nur elf Tagen wurde der Prototyp im deutschen Trauen fertiggestellt – in einem Clean Room des DLR Space Competence Centers. Das zwölfköpfige Team arbeitete interdisziplinär mit Fachkräften aus Quantenphysik, Softwareentwicklung und Raumfahrttechnik zusammen.
Die erste Datenübertragung wird etwa eine Woche nach dem Erreichen der Umlaufbahn erwartet. Die Mission ist auf sechs Monate angesetzt – das Team hofft jedoch auf längere Laufzeiten, um wertvolle Langzeitdaten zu sammeln. Nach Abschluss soll der Satellit kontrolliert in der Erdatmosphäre verglühen.
Mit diesem Projekt setzt Österreich ein deutliches Zeichen in der globalen Quantenforschung – und hebt wortwörtlich in neue Sphären ab.