Nach 25 Jahren Verhandlungen haben die Europäische Union und die Mercosur-Staaten – Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay – am 6. Dezember das historische Freihandelsabkommen abgeschlossen. Doch trotz dieser Vereinbarung bleibt der Weg zur endgültigen Umsetzung des Abkommens noch lang und voller Hürden.
Neue Bestimmungen im Abkommen: Umwelt und Landwirtschaft im Fokus
Einen wichtigen Wendepunkt stellt die Einbeziehung von Umweltstandards dar. Das Abkommen umfasst nun eine verbindliche Klausel, die den Schutz des Pariser Klimaabkommens sicherstellen soll. Sollte eine der Parteien diese Standards nicht einhalten, kann das Abkommen teilweise oder vollständig ausgesetzt werden. Dies ist erst das dritte Freihandelsabkommen der EU, das eine derartige Bestimmung enthält.
Ein weiterer bedeutender Erfolg für Umweltschützer ist die Verpflichtung der Mercosur-Staaten, illegale Abholzung bis 2030 zu stoppen. Diese Maßnahme betrifft besonders den brasilianischen Regenwald, der während der Präsidentschaft von Jair Bolsonaro zum Streitpunkt wurde. Ab 2025 dürfen nur noch „abholzungsfreie“ Produkte wie Soja, Rindfleisch, Palmöl und Kaffee in die EU eingeführt werden.
Im landwirtschaftlichen Sektor bleiben die Bestimmungen weitgehend unverändert. Die EU hat Importquoten für Produkte wie Rindfleisch, Geflügel und Zucker festgelegt, die schrittweise über sieben Jahre reduziert werden. Um die negativen Auswirkungen auf die europäischen Landwirte abzufedern, wurde ein Sicherheitsfonds in Höhe von 1 Milliarde Euro eingerichtet.
Politische Hürden und die nächsten Schritte
Obwohl das Abkommen politisch verabschiedet wurde, ist es noch lange nicht ratifiziert. Es muss nun vom Rat der EU-Mitgliedstaaten geprüft und ratifiziert werden, was sich in den kommenden Monaten als eine der größten Herausforderungen erweisen könnte. Insbesondere Frankreich, das das Abkommen stark kritisiert hat, plant, eine Blockade gegen die endgültige Umsetzung aufzubauen. Auch Polen hat seine Ablehnung bereits signalisiert, und die Abstimmung von Irland, den Niederlanden und Österreich bleibt unklar.
Sollte der Rat der EU das Abkommen ratifizieren, wird es an das Europäische Parlament weitergeleitet, wo ebenfalls eine Zustimmung erforderlich ist. Die Haltung von MEPs, insbesondere der italienischen Fratelli d’Italia-Partei, wird hierbei entscheidend sein. Italia wird das Abkommen voraussichtlich unterstützen, wenn es Garantien für die heimische Landwirtschaft gibt.