3 Prozent mehr Lohn – mit Deckelung bei Ist-Erhöhung
Nach intensiven Verhandlungen haben sich Arbeitgeber und Gewerkschaften der Elektro- und Elektronikindustrie am Freitagabend auf einen neuen Kollektivvertrag geeinigt. Die Ist-Löhne steigen um 2,75 Prozent, allerdings mit einer Deckelung bei 115 Euro. Das ergibt im Schnitt ein Plus von 2,15 Prozent. Die kollektivvertraglichen Löhne, Gehälter und Zulagen werden um 3 Prozent erhöht – inklusive der Entlohnung für Lehrlinge und Schichtzulagen.
Zudem wird das Kilometergeld auf 50 Cent pro Kilometer (bzw. 0,47 Cent ab 15.000 km) angehoben. Der neue Kollektivvertrag gilt rückwirkend ab 1. Mai 2025.
Rezessionsklausel und Freizeitoption
Für wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen besteht eine Ausnahme über die sogenannte Rezessionsklausel. Diese erlaubt es, die Ist-Erhöhung auf 50 Prozent zu begrenzen. Die andere Hälfte kann durch eine Einmalzahlung oder zusätzliche Freizeit kompensiert werden. Die Möglichkeit, Mehrleistungen in Freizeit umzuwandeln, wurde um fünf Jahre verlängert.
Auch wenn die Ausgangspositionen mit 1,5 Prozent (Arbeitgeber) und 2,76 Prozent (rollierende Inflation) weit auseinanderlagen, konnten sich beide Seiten auf ein Verhandlungsergebnis einigen. Besonders die Verlängerung der Freizeitoption gilt als Erfolg der Gewerkschaften PRO-GE und GPA.
Reaktionen: Lob von beiden Seiten
FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun sprach von einem „sozial treffsicheren Kompromiss“ mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit. Die Gewerkschaften zeigten sich ebenfalls zufrieden. Chefverhandler Reinhold Binder (PRO-GE) und Eva Scherz (GPA) betonten, dass „vor allem Beschäftigte mit niedrigem und mittlerem Einkommen von einem dauerhaften Teuerungsausgleich profitieren“.
Branche mit starker wirtschaftlicher Bedeutung
Die Elektro- und Elektronikindustrie zählt zu den stärksten Wirtschaftszweigen Österreichs. Im Jahr 2023 sicherte sie laut IWI rund 160.000 Arbeitsplätze – so viele wie das gesamte Sozialwesen. Sie trug über 9 Milliarden Euro zur Bruttowertschöpfung bei, mit einer Exportquote von rund 84 Prozent. Die Branche umfasst rund 300 Unternehmen und erzielte 2023 einen Produktionswert von mehr als 24 Milliarden Euro.