Vier Monate nach dem Beginn der Kindergartenoffensive des Landes stehen viele Gemeinden vor finanziellen und personellen Engpässen. Eine Untersuchung von noe.ORF.at und „profil“ zeigt, dass mindestens 220 Zweijährige keinen Betreuungsplatz erhalten konnten.
Ziel der Offensive ist es, Zweijährige in Kindergärten unterzubringen, um Lücken in der Elternzeitbetreuung zu füllen. Die Umsetzung erweist sich jedoch als große Herausforderung für die Gemeinden. Sie müssen neue Einrichtungen schaffen, Personal anstellen, stoßen dabei aber oft an finanzielle und organisatorische Grenzen.
Probleme bei Umsetzung und Finanzierung
Von den 573 Gemeinden in Niederösterreich berichteten 243 über ihre Situation. Fast 100 meldeten erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, 62 kämpften mit Personalmangel. Trotzdem gelang es 93 Prozent der Gemeinden, bis Herbst die Betreuung auszubauen. Dennoch fehlen Plätze für mindestens 220 Kinder. In St. Pölten konnten zum 1. September 85 Kinder nicht wie gewünscht untergebracht werden.
Die Stadt St. Pölten bezeichnet die Offensive als „Mammutaufgabe“ und benötigt kurzfristig bis zu 80 zusätzliche Betreuungskräfte. Auch kleinere Gemeinden wie Wolfpassing berichten von steigenden Kosten, die sich seit 2023 verdoppelt haben. In Groß-Schweinbarth wird erwartet, dass Personalkosten künftig 35 Prozent des Gemeindebudgets ausmachen werden.
Zusätzliche Belastungen durch gesetzlich reduzierte Gruppengrößen verschärfen die Situation. Kleinkinder benötigen intensivere Betreuung, was den Personalbedarf weiter steigert. In Groß-Enzersdorf führen diese Anforderungen zu Verzögerungen bei anderen Projekten, da die Kinderbetreuung Priorität hat.
Landesrätin hebt Fortschritte hervor und erkennt Herausforderungen an
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister zieht eine positive Zwischenbilanz. Seit September wurden 281 neue Gruppen eröffnet und 260 Millionen Euro investiert. Bis 2027 sollen genügend Plätze geschaffen werden, um den Bedarf zu decken. Sie erkennt jedoch die Belastungen für die Gemeinden an und weist auf höhere Förderungen hin. Die weitere Entwicklung des bedarfsgerechten Ausbaus werde von weiteren Verhandlungen mit dem Bund abhängen.