Club-WM steht für Überlastung und Fehlentwicklung
Jürgen Klopp, einstiger Erfolgscoach des FC Liverpool und nun globaler Fußballchef bei Red Bull, hat die neue Club-Weltmeisterschaft massiv kritisiert. In einem Interview mit der Zeitung Welt am Sonntag erklärte er: „Die Club-WM ist die schlimmste Idee, die der Fußball je gesehen hat.“ Für ihn steht die Spielerbelastung außer Kontrolle.
Red Bull Salzburg, ein Klub aus dem Red-Bull-Portfolio, nahm an der diesjährigen Austragung in den USA teil, schied aber früh aus. Klopp kritisierte die kommerzielle Ausrichtung: „Die Entscheidung kommt von Menschen, die nicht mehr mit dem Tagesgeschäft zu tun haben.“ Er betonte, dass es beim Fußball um das Spiel selbst gehen müsse – nicht um Vermarktung.
Mit dem neuen Turnierformat, das erstmals 32 Teams und 48 Spiele umfasst, sei eine Grenze überschritten worden. Die Spielergewerkschaft Fifpro forderte im Vorfeld eine vierwöchige Sommerpause, um die Gesundheit der Profis zu schützen.
Spieler im Dauerstress: Proteste häufen sich
Klopp erinnerte daran, wie eng der Kalender geworden ist: „Letztes Jahr Copa América und EM, dieses Jahr die Club-WM, nächstes Jahr die Weltmeisterschaft. Es bleibt keine Zeit zur Regeneration.“ Er fürchtet gravierende Folgen: „Wenn es so weitergeht, werden wir Verletzungen sehen, die wir im Fußball nie kannten.“
Bereits im September warnte ManCity-Mittelfeldspieler Rodri vor Streiks wegen Überlastung. Teamkollege Manuel Akanji sagte, er könne nicht bis 30 durchhalten, wenn sich nichts ändere. Klopp sieht sich bestätigt: „Spieler sollen 70- bis 75-mal pro Jahr absolute Leistung bringen. Das ist nicht mehr realistisch.“
Im Oktober reichte Fifpro eine Beschwerde bei der EU-Kommission ein und warf dem Fußballverband Machtmissbrauch vor. Im Januar fanden Gespräche über eine Neustrukturierung des Spielplans statt. Trotzdem bleibt der Club-WM-Kalender unangetastet.
Klopp unterstrich: „Wenn wir den Spielern keine Pausen geben, können sie keine Höchstleistungen mehr bringen. Und wenn das passiert, leidet das gesamte Produkt Fußball.“
Mega-Transfer: Klopp sieht Wirtz als Ausnahme
Zum Wechsel des deutschen Nationalspielers Florian Wirtz für 116 Millionen Pfund nach Liverpool äußerte sich Klopp differenziert. Die Ablösesumme nannte er „verrückt“, fügte aber hinzu: „Wirtz ist ein fantastischer Spieler, keine Frage.“
Früher habe er Transfers in dieser Größenordnung kritisiert. Doch die Realität habe sich gewandelt: „Die Welt verändert sich. Um in der Spitze mitzumischen, reicht Eigenentwicklung nicht immer aus.“ Klopp zeigte sich überzeugt, dass Wirtz dem Klub helfen kann, wenn auch offenbleibt, wie Coach Arne Slot ihn einsetzen wird.
Trainerjob endgültig beendet: Klopp bleibt Berater
Seit Januar 2025 ist Klopp in leitender Rolle bei Red Bull tätig – eine Rückkehr auf die Trainerbank schließt er klar aus. Auch als RB Leipzig im März einen neuen Coach suchte, war Klopp keine Option.
„Mein Bauchgefühl sagt Nein“, erklärte er. „Ich habe den Trainerjob geliebt, aber ich vermisse nichts.“ Er wolle keine Drohkulisse über dem Trainerstab sein: „Ich bin nicht hier, um zu sagen: So wird’s gemacht – und wenn du’s nicht verstehst, mach ich’s selbst.“
Red Bull verpflichtete ihn bewusst nicht als Trainer. Vielmehr soll Klopp sein Wissen weitergeben: „Ich unterstütze junge Kollegen, teile meine Erfahrung und helfe bei der langfristigen Entwicklung.“