Kleines Unternehmen unter Druck
Die deutsche Modemarke Hugo Boss hat die Liverpooler Firma Boss Pets dazu aufgefordert, ihre Website abzuschalten. Grund: Die Nutzung des Wortes „Boss“ im Firmennamen verletze Markenrechte des Konzerns. Das kleine Unternehmen, das sich auf Tiergesundheitsprodukte spezialisiert, wurde im Februar von Ben McDonald aus Bootle gegründet – und gerät nun unerwartet in einen Rechtsstreit mit einem milliardenschweren Konzern.
McDonald erklärte gegenüber der BBC: „Ich bin einfach ein Kerl aus Bootle und habe jede freie Minute und jeden Cent in mein Unternehmen gesteckt.“ Als er das Schreiben der Hugo-Boss-Anwälte erhielt, sei für ihn „eine Welt zusammengebrochen“. Er wurde aufgefordert, die Website binnen zehn Tagen zu schließen – andernfalls droht ein Gerichtsverfahren.
Slang-Wort als Markenkonflikt
Der Begriff „Boss“ wird in Merseyside (rund um Liverpool) umgangssprachlich für „großartig“ oder „cool“ verwendet – und ist dort fest im lokalen Sprachgebrauch verankert. Doch für Hugo Boss handelt es sich um eine eingetragene und weltweit geschützte Marke.
Ein Unternehmenssprecher erklärte:
„Uns ist bewusst, dass das englische Wort ‘Boss’ häufig verwendet wird. Dennoch liegt es in unserer Verantwortung, unsere Markenrechte weltweit zu schützen und im Zweifelsfall zu handeln.“
Man habe den Fall geprüft und auf Grundlage der bestehenden Markenrechte gehandelt – auch, um mögliche Überschneidungen mit den Marken Boss und Hugo zu vermeiden.
Kritik an aggressiver Markenpolitik
Francis McEntegart, Anwalt von Boss Pets, verteidigte seinen Mandanten entschieden:
„Mein Mandant ist ein kleines lokales Unternehmen, das Wellness-Produkte für Haustiere verkauft. Es gibt keine realistische Gefahr, dass dies den Umsatz von Hugo Boss beeinträchtigt.“
Hugo Boss steht nicht zum ersten Mal wegen seiner markenrechtlichen Maßnahmen in der Kritik. 2020 hatte der britische Comedian Joe Lycett medienwirksam seinen Namen per Deed Poll in Hugo Boss geändert – aus Protest gegen juristische Drohungen gegenüber kleinen Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen, die das Wort „Boss“ im Namen führten.
Fazit
Der Fall zeigt erneut, wie global agierende Markenunternehmen auch gegen sehr kleine Akteure mit begrenzten Mitteln vorgehen, wenn es um Markenschutz geht. Für Ben McDonald steht nun nicht nur sein Unternehmen, sondern auch seine Existenz auf dem Spiel – alles wegen eines lokal üblichen Wortes, das für viele in Liverpool einfach nur „großartig“ bedeutet.