Neuer Anlauf für den Hanfhandel
Nach monatelangem Stillstand und wachsender Unsicherheit rund um den legalen CBD-Verkauf in Österreich zeichnet sich eine Wende ab. Wie aus Ministeriumskreisen verlautet, könnten österreichische Trafiken ab Juli offiziell Cannabiserzeugnisse mit einem THC-Gehalt unter 0,3 Prozent verkaufen. Die Freigabe erfolgt nach intensiven Verhandlungen zwischen vier Ministerien, Tabakgroßhändlern und Produzenten.
Die Handelsblockade war durch ein Höchstgerichtsurteil ausgelöst worden: Cannabis gilt fortan als Rauchware, fällt unter die Tabaksteuer und darf nur in Trafiken vertrieben werden. Hanfshops, die zuvor die CBD-Szene dominierten, verloren über Nacht ihre zentrale Einnahmequelle. Viele werten das als De-facto-Monopolisierung des Markts durch die Trafiken.
Regelwerk für Produzenten und Händler
Derzeit laufen noch Verfahren zur Zulassung neuer und bestehender Großhändler. Laut Brancheninsidern wurde zumindest eine Bewilligung bereits erteilt, weitere stehen bevor. Hanfama, der größte heimische Produzent, bereitet sich auf die Wiederaufnahme der Produktion vor. Vertriebschef Florian Lorenz rechnet mit hoher Nachfrage und versichert, dass die Qualitätskontrolle strenger denn je sei.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem THC-Grenzwert: Cannabis ist ein Naturprodukt, seine Wirkstoffkonzentration schwankt. Trafiken dürfen nur von lizenzierten Großhändlern beliefert werden, die regelmäßige Labortests und Rückstellproben garantieren müssen. Der Grenzwert bleibt ein Zankapfel – viele EU-Länder setzen ihn bei einem Prozent an. Österreich bleibt bislang konservativ bei 0,3 Prozent.
Widerstand der CBD-Shops wächst
Für viele CBD-Händler bedeutet die neue Rechtslage ein wirtschaftliches Desaster. Einige wittern Verfassungsbruch und berufen sich auf ein Gutachten von Heinz Mayer, das das Monopol juristisch infrage stellt. Klaus Hübner vom Cannabis-Bundesverband kündigt eine Beschwerde bis zum Europäischen Gerichtshof an, falls die Politik keine Lösung präsentiert.
Parallel empfiehlt Hübner, legalen CBD-Hanf weiter zu verkaufen und vorsorglich 55 Prozent der Erlöse für mögliche Steuernachzahlungen zu reservieren. Viele Händler berichten von verstärkten Kontrollen und drohenden Strafverfahren. Ohne Zugang zu lizenzierten Großhändlern bleibt ihnen der informelle Markt – und die Hoffnung auf eine rechtliche Kurskorrektur.
Ausblick: Neuer Markt, alte Fronten
Während Trafiken sich auf den lukrativen Hanfverkauf vorbereiten, kämpfen CBD-Shops ums Überleben. Die politische Weichenstellung der kommenden Wochen entscheidet über Marktöffnung oder Verdrängung. Und über die Frage, ob Österreichs Hanfmarkt künftig liberalisiert – oder monopolisiert – bleibt.