Der Große Preis von Monaco gilt zwar weiterhin als eines der prestigeträchtigsten Rennen im Formel-1-Kalender, doch das sportliche Spektakel ist in den letzten Jahren verblasst. Enge Gassen, überdimensionierte Autos und fehlende Überholmöglichkeiten haben das traditionsreiche Straßenrennen zur Prozession verkommen lassen. Für dieses Wochenende hofft die Formel 1, mit einer neuen Regel zumindest etwas Spannung zurückzubringen: Alle Fahrer müssen drei Reifenmischungen einsetzen – was mindestens zwei Boxenstopps erzwingt.
Mehr Strategie, nicht mehr Action
Der Hintergrund: In den letzten Jahren wurde das Überholen in Monaco fast unmöglich. 2023 gipfelte das Problem in einem Rennen, das nach einem frühen Rennabbruch komplett ohne Boxenstopps auskam. Die Fahrer wechselten unter der roten Flagge die Reifen und fuhren das Rennen in Startreihenfolge zu Ende. „Wir waren stellenweise langsamer als die Formel 2“, klagte McLaren-Pilot Oscar Piastri, der über 77 Runden hinter Sieger Charles Leclerc festhing.
Seit der Regeländerung von 2017, die die Autos breiter machte, ist an echten Zweikämpfen kaum mehr zu denken. Mercedes-Fahrer George Russell brachte es auf den Punkt: „Du brauchst viereinhalb Sekunden mehr Pace für eine 50-prozentige Überholchance.“ Realistisch sei das nicht.
Deshalb greift die Formel 1 nun zu strategischen Mitteln. Die Pflicht zum mehrfachen Reifenwechsel könnte neue Dynamik bringen – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Sicherheits- oder virtuelle Safety-Cars könnten das Feld aufmischen, manche Teams könnten früh beide Stopps absolvieren. Doch sollten rote Flaggen auftreten, könnten die Fahrer erneut ganz ohne Boxenstopp durchkommen – ein Szenario, das die Diskussion über Reifenwechsel unter Rennunterbrechung erneut anheizen dürfte.
Max Verstappen zeigte sich offen für den Versuch, aber zurückhaltend in seiner Bewertung: „Es kann völlig ruhig bleiben oder völlig verrückt werden – je nachdem, ob Safety-Cars eingreifen oder nicht.“ Klar ist: Auch mit Strategie-Tricks bleibt die Pole-Position in Monaco der Schlüssel zum Sieg. Qualifying dürfte also wie gewohnt mehr Drama liefern als das Rennen selbst.
Leclerc setzt erste Bestzeiten
In den ersten Trainingssitzungen zeigte sich Ferrari in starker Form. Charles Leclerc fuhr die Tagesbestzeit, trotz eines Zwischenfalls mit Lance Stroll, der ihm im Haarnadelbereich die Frontflügel kostete. Für die Aktion erhielt Stroll eine Strafversetzung um einen Startplatz. Piastri landete im zweiten Training auf Platz zwei – trotz eines eigenen Ausrutschers – während Max Verstappen sich nur auf Rang zehn einreihte. Ferrari scheint damit wider Erwarten auch in den engen Kurven Monacos konkurrenzfähig. Doch wie sich das neue Reifenformat tatsächlich auf den Rennverlauf auswirkt, bleibt bis Sonntag ein großes Fragezeichen.