Der Euro verlor weiter an Wert gegenüber dem US-Dollar nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten am Mittwoch. Das Währungspaar EUR/USD sank den vierten Tag in Folge und fiel unter die Marke von 1,05, den niedrigsten Stand seit dem 2. Dezember. Am frühen Donnerstag erholte sich der Euro leicht im asiatischen Handel, da die Märkte auf die bevorstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) warteten.
US-Inflation stärkt den Dollar
Die US-Gesamtinflation stieg im November im Jahresvergleich auf 2,7 %, nach 2,6 % im Oktober. Die Kerninflation, die volatile Preise für Lebensmittel und Energie ausschließt, legte im Monatsvergleich um 0,3 % und im Jahresvergleich um 3,3 % zu. Diese Zahlen bestätigten Erwartungen, dass die Federal Reserve im Dezember eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vornehmen wird, die dritte in diesem Jahr.
Nach der Veröffentlichung der Daten legte der US-Dollar weiter zu und übte Druck auf den Euro und andere Währungen aus. Der Euro hatte sich Ende November stabilisiert, doch starke US-Arbeitsmarktdaten am vergangenen Freitag brachten den Dollar erneut in Schwung. Michael Brown, Analyst bei Pepperstone, erklärte: „Das Tempo der geldpolitischen Normalisierung wird 2025 wahrscheinlich langsamer sein.“ Er erwartet, dass die US-Zinsen länger hoch bleiben könnten, was den Dollar weiter stärkt.
Trump’s Wirtschaftspolitik, insbesondere die mögliche Einführung von Zöllen, könnte den Inflationsdruck in den USA erhöhen. Analysten gehen davon aus, dass dies das Tempo der Zinssenkungen der Fed im Jahr 2025 verlangsamen könnte. Ein Aussetzen des Lockerungszyklus würde die Attraktivität des US-Dollars zusätzlich fördern.
Anhaltende Schwäche des Euro erwartet
Der Euro hat seit Anfang November fast 4 % an Wert verloren. Globale Unsicherheiten wie Handelskonflikte und inländische Probleme wie politische Instabilität und schwaches Wirtschaftswachstum belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone weiterhin. Analysten warnen vor weiteren Abwärtsrisiken für die Gemeinschaftswährung im Jahr 2025.
Die EZB wird voraussichtlich heute die Zinsen um 25 Basispunkte senken und damit ihren schrittweisen Ansatz der geldpolitischen Lockerung fortsetzen. Experten gehen davon aus, dass die EZB ihre Lockerungspolitik 2025 beschleunigen könnte. Laut einer Reuters-Umfrage könnte die Bank die Zinsen im kommenden Jahr um 1 % senken und die Einlagenzinsen auf 2 % reduzieren.
Deutschland und Frankreich stehen vor politischen Herausforderungen, die zusätzliche Unsicherheiten für die Eurozone schaffen. Bundeskanzler Olaf Scholz muss sich am 16. Dezember einer Vertrauensabstimmung im Bundestag stellen, die eine vorgezogene Wahl auslösen könnte. In Frankreich kämpft die Regierung um die Verabschiedung des Haushaltsplans, was ihre Bemühungen zur Defizitreduzierung erschwert.
Die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in Deutschland und Frankreich sind seit Ende November stark gefallen. Die deutschen Renditen sanken auf 2,13 %, die französischen auf 2,90 %. Der Spread zwischen den Renditen der beiden Länder erreichte mit 89 Basispunkten den höchsten Stand seit 2012, was Ängste vor politischer Instabilität in Frankreich widerspiegelt.
Im Gegensatz dazu bleiben die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stabil bei 4,29 %, was Anleger anzieht, die nach höheren Renditen suchen. Diese Divergenz bei den Anleiherenditen dürfte die Stärke des US-Dollars weiter stützen und den Euro unter Druck setzen.