Die Europäische Kommission hat AliExpress formell beschuldigt, unzureichend gegen den Verkauf illegaler und gefährlicher Produkte auf der Plattform vorzugehen. Laut den am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsergebnissen zeige der chinesische Onlinehändler „systemisches Versagen“, insbesondere bei der Moderation von Inhalten wie gefälschter Kleidung und unsicheren Kinderspielzeugen. Die Ermittlungen laufen im Rahmen des Digital Services Act (DSA), der große Plattformen mit mehr als 45 Millionen Nutzern zu strengen Sicherheitsmaßnahmen verpflichtet.
Verpflichtungen und drohende Strafen
AliExpress – mit rund 104 Millionen monatlichen EU-Nutzern – wird vorgeworfen, zu wenig Personal und Maßnahmen einzusetzen, um illegale Angebote effektiv zu entfernen. Ein EU-Beamter erklärte, die Plattform habe das Risiko durch illegale Produkte unterschätzt. Sollte die Kommission zu einem abschließenden negativen Urteil kommen, droht dem Unternehmen eine Geldstrafe von bis zu 6 % des weltweiten Umsatzes.
Gleichzeitig zeigte sich die EU mit Teilen der bisherigen Kooperation zufrieden: AliExpress verpflichtete sich, sogenannte „versteckte Links“ zu illegalen Produkten wie Arzneien oder Nahrungsergänzungsmitteln besser zu kontrollieren. Diese versteckten Weiterleitungen führten zum Teil auch Kinder auf pornografische Inhalte. Diese Zusagen sind laut Kommission nun rechtlich bindend – bei Nichteinhaltung drohen Sanktionen.
Reaktionen und Verbraucherschutz
AliExpress erklärte, man habe eng mit der Kommission zusammengearbeitet und sei zuversichtlich, eine konforme Lösung zu finden. Verbraucherschützer begrüßten die Maßnahmen, mahnten aber eine konsequente Überwachung an. Bereits 2023 hatte die britische Organisation Which? gravierende Sicherheitsmängel bei Spielzeugen auf AliExpress entdeckt, darunter leicht zerbrechliche oder scharfkantige Produkte. Diese wurden erst nach Hinweisen entfernt.
Die EU betont, dass die Sicherheit der Verbraucher oberste Priorität habe und Plattformen ihrer Verantwortung nachkommen müssen – auch mit Blick auf Transparenz und Schutz vor gefährlichen Inhalten.