Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag untersucht Massenmorde, die mit Rodrigo Dutertes umstrittener Antidrogenkampagne in Verbindung stehen.
Polizeikräfte nahmen Duterte am Dienstag in Manila fest und brachten ihn am Mittwoch unter Aufsicht der Behörden in die Niederlande.
Der IStGH klagt ihn wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit an, die im Rahmen seines brutalen Vorgehens gegen Drogenkriminalität begangen wurden.
Festnahme und Überstellung in Haftzentrum
Polizeibeamte hielten Duterte am Flughafen von Manila an, als er aus Hongkong zurückkehrte, und setzten ihn direkt in ein Flugzeug nach Dubai.
Flugdaten zeigen, dass die Maschine stundenlang in Dubai verweilte, bevor sie nach Rotterdam-Den Haag weiterflog.
Philippinische Medien veröffentlichten ein Bild, das Duterte auf seinem Flug in die Niederlande zeigt und seine Auslieferung bestätigt.
Nach seiner Landung brachten die Behörden ihn in ein Hochsicherheitsgefängnis in Scheveningen, nahe dem IStGH.
Diese Einrichtung beherbergte bereits hochrangige Gefangene wie Slobodan Milošević, Charles Taylor und Ratko Mladić.
Sowohl Unterstützer als auch Kritiker Dutertes versammelten sich vor dem Strafgerichtshof und reagierten unterschiedlich auf seine Verhaftung.
Die Aktivistin Alodiq Santos erkannte die emotionale Belastung an, betonte aber die Notwendigkeit der juristischen Aufarbeitung.
„Für viele ist das schmerzhaft, aber wir müssen zu unseren Überzeugungen stehen“, erklärte Santos.
Dutertes blutiger Drogenkrieg unter juristischer Prüfung
Der IStGH begann 2021 mit der Untersuchung von Massenexekutionen, die während Dutertes Amtszeit als Bürgermeister von Davao und später als Präsident stattfanden.
Offizielle Angaben der philippinischen Polizei sprechen von über 6.000 Toten, während Menschenrechtsgruppen bis zu 30.000 Opfer vermuten.
IStGH-Richter sahen „begründeten Verdacht“, dass Duterte als „indirekter Mittäter“ für die systematische Ermordung von Verdächtigen verantwortlich war.
Sowohl als Bürgermeister als auch als Präsident soll er extralegale Hinrichtungen bewusst toleriert und angeordnet haben.
Duterte zog 2019 die Philippinen aus dem IStGH zurück, was Kritiker als Flucht vor strafrechtlicher Verantwortung werteten.
Seine Regierung bemühte sich 2021, die Ermittlungen zu stoppen, indem sie argumentierte, dass philippinische Behörden eigene Untersuchungen durchführten.
Im Jahr 2023 wiesen IStGH-Richter diese Einwände zurück und ordneten die Fortsetzung der Ermittlungen an.
Prozessbeginn und mögliche Anklage
Innerhalb weniger Tage nach seiner Ankunft im ICC-Gefängnis wird Duterte den Richtern zur ersten Anhörung vorgeführt.
Das Gericht überprüft seine Identität, klärt ihn über die Anklage auf und legt einen Termin für die Bestätigung der Anklage fest.
Eine Richterkammer wird dann bewerten, ob ausreichende Beweise für einen vollständigen Strafprozess vorliegen.
Duterte könnte die Zuständigkeit des IStGH anfechten und sich darauf berufen, dass die Philippinen das Gericht vor seiner Festnahme verlassen haben.
Da die mutmaßlichen Verbrechen jedoch während der philippinischen Mitgliedschaft beim IStGH stattfanden, bleibt der Fall unter dessen Gerichtsbarkeit.
Der juristische Prozess könnte Monate dauern, bevor eine Hauptverhandlung beginnt, und sich im Falle einer Verurteilung über Jahre erstrecken.
Duterte kann während der Verfahrensdauer eine vorläufige Freilassung beantragen, doch die Richter entscheiden über seine Inhaftierung.