Der kanadische Premierminister Mark Carney nutzte einen Wahlkampfstopp in Gander, Neufundland, um an die schwindende Freundschaft mit den USA zu erinnern.
Sein Besuch erfolgte am zweiten Tag der vorgezogenen Wahlkampagne, die er angesichts wachsender Spannungen mit Washington ausgerufen hatte.
Carney erinnerte an die heldenhafte Rolle Gander’s nach den Anschlägen vom 11. September, als fast 6.600 gestrandete US-Reisende dort aufgenommen wurden.
Die Kleinstadt mit damals 10.000 Einwohnern empfing 38 umgeleitete Flugzeuge, nachdem die USA ihren Luftraum geschlossen hatten.
Einwohner boten den Passagieren Unterkunft, warme Mahlzeiten, Kleidung und Zugang zu Telefonen und Duschen – ein Akt tiefer Menschlichkeit.
Carney sagte, dieser Moment sei zu einem Symbol der Mitmenschlichkeit geworden und habe das Broadway-Stück „Come From Away“ inspiriert.
„Kanadier standen immer an der Seite der Amerikaner“, so Carney. „Jetzt müssen wir für uns selbst Außergewöhnliches leisten.“
Handelskrieg treibt Keil zwischen einst enge Verbündete
Carney machte US-Präsident Donald Trump direkt für die angespannte Beziehung beider Länder verantwortlich.
„Diese Krise, ausgelöst durch den US-Präsidenten und seine Helfer, hat eine wertvolle Freundschaft zerstört“, sagte er.
Das Verhältnis sei derzeit so stark belastet wie noch nie in der gemeinsamen Geschichte, fügte er hinzu.
Im März verhängte Trump 25 % Strafzölle auf kanadischen Stahl und Aluminium, woraufhin Ottawa Gegenzölle einführte.
Kanada reagierte mit Abgaben auf US-Produkte wie Computer, Boiler und Sportartikel.
Finanzminister Dominic LeBlanc erklärte damals: „Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrien ungerecht angegriffen werden.“
Trump drohte danach, den Handelskrieg auszuweiten und alle kanadischen Produkte ab dem 2. April zu besteuern.
Die Eskalation sorgte für Unruhe an den Finanzmärkten – US-Aktienkurse fielen spürbar.
Kanadas Souveränität im Wahlkampf auf dem Spiel
Neben Handelsfragen sorgte Trump mit seinen Aussagen, Kanada solle der „51. Bundesstaat“ werden, für Empörung.
Diese wiederholten Provokationen treffen den Nationalstolz vieler Kanadier und beeinflussen massiv den Verlauf der Wahlkampagne.
Carney betonte, dass Trump nicht nur den Ton verändert, sondern auch die Spielregeln neu definiert habe.
„Unsere nationale Würde steht auf dem Spiel“, warnte Carney. „Diese Wahl entscheidet über Kanadas Unabhängigkeit.“
Die bevorstehende Wahl ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Liberalen und Konservativen und findet am 28. April statt.
Carney setzt im Wahlkampf auf Widerstand und Eigenständigkeit und hofft, eine klare Botschaft an Washington zu senden.
Er sieht die Abstimmung als entscheidenden Moment, um Kanadas Werte, Souveränität und internationale Partnerschaften zu schützen.