Dramatischer Turnierverlauf bei den Männern
Magnus Carlsen sicherte sich in Stavanger seinen sechsten Titel in sieben Jahren, auch wenn er selbst zugab, dass der Turniersieg „kein Statement“ sei. Der Weltranglistenerste gewann am Ende mit nur einem halben Punkt Vorsprung vor Fabiano Caruana, wobei einige Ergebnisse zu seinen Gunsten liefen.
Für Aufsehen sorgte vor allem seine emotionale Reaktion in der Partie gegen den indischen Weltmeister Gukesh Dommaraju, als Carlsen in gewonnener Stellung patzte und wütend auf den Tisch schlug. „Ich bereue die Züge mehr als die Geste – das war spontan“, sagte er später. Das Bild von Gukeshs Reaktion ging viral – selbst der Fußballverein Paris Saint-Germain nutzte es in sozialen Medien.
Die besonderen Turnierregeln in Stavanger – klassische Partien mit abruptem Zeitlimit und Armageddon-Stechen bei Remis – sorgten für spektakuläre Wendungen, aber auch für Unmut unter Profis. Caruana war kurz vor dem Turniersieg, während Hikaru Nakamura wichtige Punkte im Rennen um einen Kandidatenplatz 2026 sammelte.
Anna Muzychuk siegt im Frauenevent – Ju Wenjun verliert Führung
Im parallel ausgetragenen Frauenturnier – mit identischem Preisgeld von 150.000 Dollar – setzte sich Anna Muzychuk (Ukraine) durch. Die Weltmeisterin Ju Wenjun aus China, Titelverteidigerin von 2024, fiel auf Platz vier zurück, nachdem sie in Runde neun gegen Muzychuk eine vorteilhafte Stellung aus der Hand gab.
Anna und ihre Schwester Mariya Muzychuk, ebenfalls Ex-Weltmeisterin, gelten hinter den Polgar-Schwestern als stärkstes Geschwisterduo im Schach. Sie unterstützen sich als Spielerin und Sekundantin gegenseitig – mit Erfolg.
Perspektiven im Frauenschach
Während Indiens Nachwuchs bei den Männern boomt, fehlt derzeit ein klar weibliches Pendant. Lu Miaoyi (China) galt als Hoffnung, doch ihre Entwicklung stagniert. Neue Impulse könnten aus den USA kommen: Mit dem Jeanne Cairns Sinquefield Preis von 100.000 Dollar für junge Frauen, die den Großmeistertitel erreichen, will man gezielt Talente fördern. Die 15-jährige Alice Lee gilt als große Hoffnung – sie startete mit einem Sieg in den Cairns Cup in St. Louis.