BP unter Druck: Strategiewechsel oder drohende Übernahme?
BP unter wirtschaftlichem Druck: Wenn BP Ende des Monats auf seinem Investorentag vor Aktionären spricht, steht eine zentrale Frage im Raum: Wie konnte es so weit kommen?
Einst war BP mehr als 140 Milliarden Pfund wert. Heute liegt der Börsenwert bei weniger als der Hälfte. Während Konkurrenten in Europa und den USA Rekordgewinne erzielen, hat BP in den letzten zwei Jahren fast ein Viertel seines Werts verloren.
Massenentlassungen und wachsende Unsicherheit
BP hat kürzlich angekündigt, weltweit tausende Stellen zu streichen. Rund 5 % der Belegschaft sind betroffen. Mit diesen Einsparungen will das Unternehmen Milliarden sichern und verunsicherte Aktionäre beruhigen.
Die Probleme begannen, als BP seine Öl- und Gasförderung stark reduzierte. Stattdessen investierte das Unternehmen Milliarden in erneuerbare Energien. Doch selbst nach einer Abschwächung der grünen Strategie bleibt die Zukunft ungewiss.
Analysten warnen: BP könnte aufgrund seines niedrigen Marktwerts ein Übernahmeziel für finanzstarke Konkurrenten werden. Berichten zufolge hat der aktivistische Investor Elliott Investment Management bereits eine bedeutende Beteiligung aufgebaut.
Neue Strategie als letzte Chance? – BP unter wirtschaftlichem Druck
BP wird am Dienstag seine Jahresergebnisse veröffentlichen. Das Unternehmen hat bereits gewarnt, dass die Öl- und Gasproduktion gesunken ist. Auch die Gewinnspannen in der Raffinerie fielen schwächer aus.
Ende des Monats stellt der neue CEO, Murray Auchincloss, auf dem Kapitalmarkttag in London eine Strategie vor. Damit will er den fallenden Börsenwert stoppen und Investoren überzeugen.
Kim Fustier, Leiterin der europäischen Öl- und Gasforschung bei HSBC, warnt: “BP hat nur wenig Zeit, um eine Wende zu schaffen.” Sie fordert tiefgreifende Änderungen in der Kapitalverteilung und strategischen Entscheidungsfindung.
Weniger Investitionen in erneuerbare Energien?
Experten erwarten, dass BP sein ursprüngliches Ziel zur Reduzierung der Öl- und Gasproduktion bis 2030 aufgibt. Auch geplante Investitionen in Elektromobilität und Bioenergie könnten gesenkt werden.
Ursprünglich wollte BP dafür 6 bis 9 Milliarden US-Dollar bereitstellen. Nun könnte die Summe auf etwa 5 Milliarden US-Dollar fallen.
Zusätzlich könnte BP Vermögenswerte verkaufen, um Geld zu sichern. Laut Giacomo Romeo, Analyst bei Jefferies, sind diese Verkäufe möglich:
- Onshore-Windparks in den USA
- Tankstellen in den Niederlanden
- Beteiligungen am Solarunternehmen Lightsource BP
Diese Maßnahmen könnten bis zu 8 Milliarden US-Dollar einbringen.
Ist das genug, um BP zu retten?
Doch Analysten sind skeptisch. Eine Rückkehr zur Öl- und Gasförderung könnte zu spät kommen. Experten gehen davon aus, dass der Höhepunkt des weltweiten Ölverbrauchs in den 2030er Jahren erreicht wird.
Laut Kim Fustier würde eine Neuausrichtung des Ölgeschäfts mindestens zehn Jahre dauern. Das könnte für BP zu langsam sein, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen.
Während BP versucht, Investoren mit einer neuen Strategie zu überzeugen, bleibt eine Frage offen: Kann das Unternehmen eine Übernahme verhindern? Oder ist ein Verkauf nur noch eine Frage der Zeit?