Der Münchner Konzern verkauft seinen Minderheitsanteil an der österreichischen RWA AG für 176 Millionen Euro. Gläubiger zeigen Geduld, bis die Verträge stehen.
Sanierungsplan beschlossen: BayWa geht neue Wege
Der Agrar- und Baustoffkonzern BayWa hat einen umfassenden Sanierungsplan verabschiedet. Nach eigenen Angaben erzielte das Unternehmen Einigungen mit den beiden Großaktionären sowie den meisten Gläubigerbanken, um die existenzbedrohende Krise zu bewältigen. Bis Ende 2027 plant BayWa, durch den Verkauf der meisten Auslandsbeteiligungen und eine drastische Verkleinerung des Unternehmens wieder finanziell stabil zu werden.
Ein erster Erfolg wurde bereits erzielt: Der Verkauf des Minderheitsanteils am österreichischen Schwesterkonzern RWA AG bringt 176 Millionen Euro ein. Zusätzlich ist für 2025 eine Kapitalerhöhung um 150 Millionen Euro vorgesehen, an der sich die Großaktionäre beteiligen wollen. Diese Informationen, die zuerst von Reuters gemeldet wurden, hat BayWa inzwischen bestätigt. Voraussetzung ist jedoch die Zustimmung der Hauptversammlung. Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest garantieren, dass die neuen Aktien erfolgreich platziert werden können.
Schuldenlast von über fünf Milliarden Euro
In den vergangenen Monaten stützten Großaktionäre und Banken den hoch verschuldeten Konzern bereits mit mehr als einer Milliarde Euro. Kurz vor Ablauf eines Stillhalteabkommens zum Jahresende gelang eine Einigung, die die Rückzahlung der über fünf Milliarden Euro Schulden bis Ende 2027 verlängert. Laut Finanzkreisen sollen die Gläubiger dafür höhere Zinsen erhalten. Ein Schuldenschnitt, bei dem sie auf Teile der Kredite verzichten müssten, ist nicht vorgesehen.
BayWa teilte mit, dass die finalen Verträge möglicherweise erst bis April 2024 unterzeichnet werden. Bis dahin bleiben die Gläubiger im Stillhalte-Modus. Angesichts akuter Liquiditätsprobleme will BayWa den bisherigen Expansionskurs umkehren und die meisten internationalen Beteiligungen verkaufen. Ziel ist es, vier Milliarden Euro zu generieren, die zur Tilgung eines Großteils der Schulden eingesetzt werden. Allerdings bedeutet dies, dass der Konzern fast zwei Drittel seines Umsatzes abgeben wird.
Verkäufe wichtiger Beteiligungen laufen an
Als ersten Schritt verkauft BayWa bis Ende März seinen 47,5-Prozent-Anteil an der RWA Raiffeisen Ware Austria AG (RWA AG). Dieses Paket geht an die RWA-Genossenschaft, die bereits 49,99 Prozent der Anteile hält. Die Genossenschaft ist gleichzeitig mit 28,3 Prozent der zweitgrößte Aktionär von BayWa. Die beiden Unternehmen sind seit 25 Jahren durch eine Überkreuzbeteiligung verbunden.
Zum Verkauf stehen auch der niederländische Getreide- und Soja-Händler Cefetra sowie der neuseeländische Obstanbauer T&G Global (Turners & Growers). Der Verkauf der restlichen Anteile an der Wind- und Solar-Tochter BayWa r.e. soll bis 2027 erfolgen, da der Markt für erneuerbare Energien derzeit schwächelt. Allerdings könnte der Miteigentümer EIP (Energy Infrastructure Partners) bereits vorher durch eine Kapitalspritze die Mehrheit übernehmen, wie BayWa r.e. kurz vor Weihnachten bekannt gab.