Erfolg mit Risiko: Österreich als globaler Player im Schienensektor
Österreich zählt weltweit zu den führenden Nationen in der Bahnindustrie – mit Rekorden bei Patenten pro Kopf, F&E-Investitionen und einem Exportvolumen, das nur von Deutschland, den USA und China übertroffen wird. Der Sektor schafft jährlich 2,7 Milliarden Euro Wertschöpfung und sichert 28.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt.
Doch laut Brancheninsidern bröckelt der Vorsprung. Christian Diewald (Stadler Rail Austria) und neuer Präsident des Bahnindustrieverbands warnt: Chinesische Hersteller drängen dank staatlicher Subventionen mit Dumpingpreisen auf den europäischen Markt – teilweise 50 % günstiger.
„Bahnland Österreich“ braucht Investitionen und klare Strategie
AK-Präsidentin Renate Anderl und Gewerkschafter Reinhold Binder plädieren dafür, Österreich als „Bahnland“ statt Autoland zu positionieren. In einer gemeinsamen Pressekonferenz hoben sie die industrielle Bedeutung des Sektors hervor, der auch Arbeitsplätze aus der kriselnden Autobranche auffangen könne.
Ihr Appell an die Politik: nicht an der falschen Stelle sparen – vor allem jetzt, wo die Budgetverhandlungen bevorstehen.
Studie zeigt großes wirtschaftliches Potenzial
Eine JKU-Studie im Auftrag von AK und Gewerkschaft analysierte das „Zielnetz 2040“, das eine Investition von 24,5 Milliarden Euro in den Bahnausbau vorsieht. Davon könnten bis zu 24,4 Milliarden Euro an Wertschöpfung entstehen.
Im besten Fall entsteht pro investiertem Euro ein Plus von 1,20 Euro für die Volkswirtschaft – ein klarer wirtschaftlicher Nutzen für den Einsatz öffentlicher Gelder.
Schutz gegen chinesischen Markteinbruch gefordert
Gewerkschaften fordern „Local-Content“-Auflagen bei öffentlichen Aufträgen: Ein Mindestanteil der Produktion soll in der EU erfolgen, um Wertschöpfung in der Region zu halten.
Zwar widerspricht das den WTO-Regeln, doch Länder wie die USA handeln längst nach dem „Buy American“-Prinzip. Die Studie regt an, diese Praxis auch in Europa zu überdenken.
Handelsbarrieren auf beiden Seiten
China verlangt von europäischen Bahnfirmen Joint Ventures, was oft zu Know-how-Verlust führt. Die EU kontert mit Produktstandards und neuen Regeln wie der EU-Foreign-Subsidies-Verordnung, die staatlich gestützte Anbieter bei öffentlichen Ausschreibungen ausschließen soll.
Bislang trifft diese Regelung vor allem chinesische Anbieter – ein Indiz für den beginnenden Handelskonflikt im Bahnsektor.