Die Entscheidung von ArcelorMittal, den Übergang zur Wasserstoff-basierten Stahlproduktion an mehreren Standorten in Europa zu verschieben, hat Besorgnis über die Zukunft der europäischen Dekarbonisierung ausgelöst. Das Unternehmen begründet die Verzögerung mit unklaren politischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, trotz umfangreicher staatlicher Förderzusagen.
Milliardenförderung, aber keine Investitionsentscheidungen
ArcelorMittal erhielt kürzlich erhebliche finanzielle Unterstützung von EU-Mitgliedsstaaten, darunter 1,3 Milliarden Euro in Deutschland, 850 Millionen Euro in Frankreich, 460 Millionen Euro in Spanien und 280 Millionen Euro in Belgien. Dennoch erklärte der Stahlriese, dass endgültige Investitionsentscheidungen nicht getroffen werden könnten, solange Unsicherheiten bei Energiekosten, Nachfrage nach grünem Stahl und der Umsetzung des europäischen CO₂-Grenzausgleichs bestehen.
„Die Verzögerung gefährdet Europas Führungsrolle bei der grünen Industrie“, warnte Boris Jankowiak von Climate Action Network Europe. Auch für Arbeiter und lokale Gemeinschaften sei dies ein schwerer Schlag, da unklar bleibe, wann oder ob die Projekte umgesetzt würden.
EU-Kommission unter Handlungsdruck
Die Ankündigung fällt in eine kritische Phase: Die Europäische Kommission arbeitet an ihrem neuen „Clean Industrial Deal“, der in den kommenden Wochen vorgestellt werden soll. Teresa Ribera, Vizepräsidentin der EU-Kommission für den grünen Übergang, wird diese Woche das ArcelorMittal-Werk in Gent besuchen, um die Herausforderungen zu erörtern.
Die Branche fordert klare politische Signale. „Erneuerbarer Wasserstoff und Strom sind die Grundlage für eine tiefgreifende Dekarbonisierung der Stahlproduktion“, betonte der Verband RenewableH2. Es brauche effektive CO₂-Bepreisung und Standards für nahezu emissionsfreie Produktion, um Investitionen zu sichern.
Die Verzögerung bei ArcelorMittal könnte Europas Klimaziele ins Wanken bringen. Entscheidend wird sein, ob die neuen EU-Maßnahmen den Weg für grüne Industrieprojekte ebnen oder Europa hinter anderen Regionen zurückbleibt.