Text von Philodemus aus Herculaneum entschlüsselt
Ein verkohlter Papyrus aus einer römischen Villa bei Herculaneum, verschüttet beim Vesuv-Ausbruch 79 n. Chr., wurde als Werk des griechischen Philosophen Philodemus identifiziert.
Mittels Röntgentechnologie und virtuellem Entrollen entdeckten Forschende den Titel Über die Laster und den Autor. Die Schriftrolle, PHerc. 172, gehört zur Sammlung der Bodleian Library in Oxford.
Fortschritt dank KI und globaler Zusammenarbeit
Erstmals waren Tintenreste im Scan sichtbar, darunter mehrfach das altgriechische Wort für „Ekel“. Die Entschlüsselung gelang im Rahmen der Vesuvius Challenge, einem weltweiten Projekt zur digitalen Texterschließung.
Ein Team um Sean Johnson und Forschende aus Würzburg erhielt für die Entdeckung des Titels den Hauptpreis von 60.000 Dollar.
Weitere Schriften könnten folgen
Die Schriftrolle stammt aus einer Villa, die womöglich Julius Cäsars Schwiegervater gehörte. Dort lagern hunderte solcher Texte – viele zu beschädigt, um sie physisch zu öffnen.
Im März wurden 18 weitere Rollen gescannt, 20 folgen in Grenoble.
Laut Projektleiter Brent Seales besteht die aktuelle Herausforderung darin, die riesigen Bilddatenmengen in lesbare Texte umzuwandeln.
Papyrusforscher Michael McOsker betont: „Alles, was wir hier finden, ist Neuland für die Forschung.“