Zinssenkungen könnten sich verlangsamen Die US-Notenbank Federal Reserve hat gewarnt, dass sie bei weiteren Zinssenkungen vorsichtig vorgehen wird. Die Sorge um die Inflation treibt diese Zurückhaltung an.
US-Aktienkurse fielen stark, nachdem die Federal Reserve die Zinsen zum dritten Mal in Folge senkte. Neue wirtschaftliche Projektionen deuten auf ein langsameres Tempo der Zinssenkungen im nächsten Jahr hin.
Die Notenbank setzte den Leitzins in einem Zielbereich von 4,25 % bis 4,5 %. Dies war der dritte Schritt nach unten, seit die Zinssenkungen im September begannen. Damals wollte die Bank die Preise stabilisieren und wirtschaftliche Schwächungen abwehren.
Marktreaktion auf die Erklärung der Federal Reserve
Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich widerstandsfähiger als erwartet, während die Preise weiter stiegen. Infolge dessen fielen die US-Aktienkurse deutlich. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, warnte, dass nächstes Jahr weniger Zinssenkungen als erwartet kommen könnten.
“Wir befinden uns in einer neuen Phase des Prozesses”, sagte Powell auf einer Pressekonferenz. “Von jetzt an ist es angebracht, vorsichtig vorzugehen und auf Fortschritte bei der Inflation zu achten.”
Der Dow Jones Industrial Average fiel um 2,58 % und verzeichnete die längste Verlustserie seit 1974. Der S&P 500 verlor fast 3 %, während der Nasdaq Composite um 3,6 % fiel.
Die asiatischen Märkte folgten am Donnerstag mit Verlusten. Der Nikkei 225 in Japan fiel um etwa 1,2 %, der Hang Seng in Hongkong um 1,1 %.
Inflationssorgen halten an Die Inflation, die das Tempo der Preissteigerungen misst, stieg im November in den USA auf 2,7 %. Analysten warnen, dass die von Donald Trump geplanten Steuerkürzungen und Importzölle die Preise weiter antreiben könnten.
Sinkende Kreditkosten könnten den Druck auf die Preise erhöhen, da sie die Kreditaufnahme für Unternehmen und Haushalte erleichtern. Wenn die Nachfrage steigt, folgen oft höhere Preise.
Powell verteidigte die jüngste Zinssenkung und verwies auf die Abschwächung des Arbeitsmarktes in den letzten zwei Jahren. Er räumte jedoch ein, dass die Entscheidung “knapp” war und Unsicherheiten bestehen, da die US-Regierung wechselt.
Olu Sonola, Leiter der US-Wirtschaftsforschung bei Fitch Ratings, sagte, die Federal Reserve sende Signale für eine “Pause” bei den Zinssenkungen. Er sieht eine unsichere Zukunft aufgrund von Unklarheiten über die Wirtschaftspolitik der neuen Regierung.
“Das Wachstum ist nach wie vor gut, der Arbeitsmarkt gesund, aber es braut sich ein inflationärer Sturm zusammen”, sagte Sonola.
Die jüngste Zinssenkung wurde von einem Fed-Politiker formell abgelehnt. Sie war die letzte Entscheidung der Zentralbank vor der Amtsübernahme von Präsident Donald Trump. Trump hatte versprochen, sowohl Preise als auch Zinsen zu senken, aber die Hypothekenzinsen sind seit September gestiegen.
Prognosen der Federal Reserve zeigen, dass der Leitzins bis Ende 2025 auf 3,9 % sinken könnte, höher als die 3,4 %, die noch vor drei Monaten prognostiziert wurden. Auch die Inflation könnte im nächsten Jahr höher bleiben als bisher angenommen, mit einer Rate von 2,5 %, über dem Ziel der Bank von 2 %.
John Ryding, Chefökonom bei Brean Capital, sagte, die Federal Reserve hätte die Zinssenkung verschieben sollen, auch wenn dies die Märkte verärgert hätte. “Es gab enorme Fortschritte von der Inflationsspitze bis zum heutigen Stand”, sagte Ryding. “Diese Fortschritte könnten in Gefahr geraten oder sogar rückgängig gemacht werden.”
Die Entscheidung der Federal Reserve fiel nur einen Tag vor der Zinsentscheidung der Bank of England. Auch dort zeigt die Inflation einen Anstieg.
Die Bank of England wird voraussichtlich ihren Leitzins bei 4,75 % belassen. Monica George Michail, Ökonomin am National Institute of Economic and Social Research, sagte, die Bank of England kämpfe mit stärkerem Lohnwachstum und Dienstleistungspreiserhöhungen als in den USA.
Regierungspläne wie die Anhebung des Mindestlohns könnten den Inflationsdruck weiter verstärken. “Die Bank of England versucht, vorsichtig zu bleiben”, sagte Michail. Sie warnte jedoch, dass auch in den USA Inflationsrisiken bestehen, insbesondere durch Trumps Zollpläne.
John Ryding sagte, die Bank of England verhalte sich vorsichtiger als die Federal Reserve. “Die Bank of England handelt wie eine vorsichtige Zentralbank, während die Federal Reserve zu diesem Zeitpunkt risikofreudiger zu sein scheint”, erklärte er.
