Elektrifizierung treibt Strombedarf stark nach oben
Der Energiebedarf der Vorarlberger Industrie wird bis 2040 um fünf Prozent steigen. Insgesamt werden dann zwei Terawattstunden verbraucht. Das zeigt eine Studie der Industriellenvereinigung gemeinsam mit der illwerke vkw. Befragt wurden 21 Betriebe, die fast die Hälfte des gesamten Industriestroms nutzen.
Vor allem der Stromverbrauch steigt deutlich – um 45 Prozent auf 1,46 Terawattstunden. Der Grund ist die zunehmende Umstellung auf elektrische Prozesse. Diese Entwicklung zeigt den Wandel hin zur Elektrifizierung in vielen Bereichen der Produktion. Energie entscheidet heute über die Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts.
Erdgas bleibt trotz Rückgang unverzichtbar
Der Gasverbrauch wird sich bis 2040 um rund 40 Prozent verringern. Der Bedarf sinkt auf 0,54 Terawattstunden. Trotzdem bleibt Erdgas für Hochtemperaturprozesse weiterhin notwendig. Vor allem Metall-, Papier- und Holzverarbeiter benötigen es, da diese Prozesse kaum elektrifizierbar sind. Fortschritt sei hier nur mit gezielten Investitionen möglich.
Andere fossile Energiequellen verlieren fast vollständig an Bedeutung. Wasserstofftechnologien bleiben teuer und unsicher in ihrer Verfügbarkeit. Gleichzeitig rechnet die Studie mit dauerhaft höheren Energiepreisen in Europa. Das verschafft Ländern wie den USA und China deutliche Vorteile im Wettbewerb.
Industrie fordert Verlässlichkeit und niedrigere Strompreise
IV-Präsident Martin Hartmann sieht die Industrie unter starkem Druck. Sie müsse gleichzeitig ökologische Ziele erfüllen und wettbewerbsfähig bleiben. Die Unternehmen bekennen sich zum Standort, fordern aber Planungssicherheit und stabile Rahmenbedingungen.
Ein zentraler Punkt ist der hohe Strompreis. In Österreich liegt er mehr als doppelt so hoch wie in China oder den USA. Das sei ein massiver Nachteil. Die Industrie fordert daher eine Senkung des Strompreises um 40 Prozent. Möglich sei das durch reduzierte Netzentgelte. Gleichzeitig müsse man in Stromnetze investieren, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Die illwerke vkw setzen auf neue Energiepartnerschaften. Vorstand Christof Germann sieht große Chancen in deutschen Windparks. Diese sollen ein zentraler Bestandteil der künftigen Energieversorgung werden. Ziel ist eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energiequellen bis 2040.
Hartmann warnt vor schleichender Deindustrialisierung. Diese sei kein theoretisches Szenario mehr, sondern bereits Realität. Um Klimaziele zu erreichen, brauche es die Industrie – jedoch unter wirtschaftlich tragfähigen Bedingungen. Deshalb fordert er schnellere Genehmigungen, funktionierende Verfahren und einheitliche EU-Standards. Auch Österreich müsse nicht über die EU-Vorgaben hinausschießen.