Nach dem verheerenden Flugzeugabsturz vom 12. Juni, bei dem mindestens 270 Menschen ums Leben kamen, hat Air India am Dienstag mindestens acht internationale Flüge gestrichen – darunter Verbindungen nach London, Paris, Wien und Dubai. Betroffen sind Maschinen des Typs Boeing 787-8 Dreamliner, also jenes Modells, das beim Absturz in Ahmedabad eingesetzt wurde.
Sicherheitschecks und Flugstreichungen
Die Airline begründete die Ausfälle mit einer Kombination aus technischen Problemen, fehlender Verfügbarkeit von Flugzeugen, Luftraumbeschränkungen und ausgedehnten Sicherheitsüberprüfungen. Zusätzlich wurden drei weitere Dreamliner-Flüge verzögert oder gestoppt. Auch ein Boeing-777-Flug von San Francisco nach Mumbai wurde aufgrund technischer Probleme gestrichen.
Indiens Luftfahrtbehörde DGCA ordnete umfassende Inspektionen aller 33 Dreamliner von Air India an. Erste Berichte ergaben keine schwerwiegenden Sicherheitsmängel, aber Hinweise auf organisatorische Defizite, Ersatzteilmangel und interne Koordinationsprobleme, die langfristig die Zuverlässigkeit gefährden könnten.
Untersuchung des Absturzes
Die Unfalluntersuchung konzentriert sich auf mehrere mögliche Ursachen. Experten vermuten unter anderem einen seltenen doppelten Triebwerksausfall. Das Flugzeug erreichte nur 650 Fuß Höhe, bevor es abstürzte und in einer medizinischen Einrichtung explodierte. Nur ein Passagier überlebte – ein 40-jähriger Brite indischer Herkunft, der mit ansehen musste, wie andere Passagiere und Crewmitglieder starben.
Von den 242 Menschen an Bord wurden bislang 135 DNA-Proben identifiziert, 101 Leichen konnten an Angehörige übergeben werden – darunter fünf Opfer, die gar nicht auf der Passagierliste standen. Die aufwändige Identifizierung läuft noch.
Internationale Hilfe und Konsequenzen
Die Unfalluntersuchungsbehörde Indiens (AAIB) wird von Sicherheitsbehörden aus den USA und Großbritannien unterstützt. Im Fokus stehen Triebwerksleistung, Landeklappen und Fahrwerk. Die Blackboxen wurden bereits sichergestellt.
Air India steht nun vor einem Wendepunkt. Der Mutterkonzern Tata Group, der die Airline 2022 vom Staat übernahm, hatte Milliarden in die Modernisierung investiert. Konzernchef Natarajan Chandrasekaran kündigte an, die Tragödie als Anstoß zu nutzen, um die Sicherheit deutlich zu verbessern.
Auch Boeing gerät erneut in die Kritik. Der Konzern teilte lediglich mit, man werde die Untersuchung „voll unterstützen“. Chandrasekaran traf sich bereits mit Boeings Vertriebschefin Stephanie Pope am Air-India-Hauptsitz. Die Zukunft der Airline und das Vertrauen in den Dreamliner stehen auf dem Spiel.