Eine Untersuchung des Guardian hat ergeben, dass fast 7.000 britische Universitätsstudierende im akademischen Jahr 2023/24 beim unerlaubten Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT überführt wurden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Experten sprechen dabei von der „Spitze des Eisbergs“.
Klassisches Plagiat nimmt ab – KI-Missbrauch nimmt zu
Während Fälle klassischen Plagiats seit 2019/20 rückläufig sind, verlagert sich das Fehlverhalten zunehmend auf KI-basierte Methoden. In der aktuellen Erhebung sank die Zahl der nachgewiesenen Plagiate von 19 auf 15,2 pro 1.000 Studierende und soll dieses Jahr weiter auf etwa 8,5 pro 1.000 fallen. Gleichzeitig stiegen die nachgewiesenen KI-Missbrauchsfälle von 1,6 auf 5,1 – mit erwarteten 7,5 pro 1.000 für das laufende Jahr.
Trotz der Zunahme erfassen viele Hochschulen KI-Missbrauch noch nicht systematisch. Über ein Viertel der befragten 131 Universitäten – die auf Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz antworteten – dokumentieren solche Fälle nicht separat.
Schwächen bei der Erkennung und neue Herausforderungen
Forschung an der Universität Reading zeigt, dass KI-generierte Arbeiten in 94 % der Fälle unentdeckt eingereicht werden konnten. „Im Gegensatz zu Plagiaten ist KI-Missbrauch schwer zu beweisen, selbst wenn Detektoren hohe Wahrscheinlichkeiten anzeigen“, so Dr. Peter Scarfe, Mitautor der Studie. Die Hochschulen müssten anerkennen, dass viele Studierende KI ohnehin nutzen würden – unabhängig von Verboten.
Studierende berichteten, KI vor allem als Hilfe beim Strukturieren und Ideensammeln einzusetzen. Manche nutzen Zusatztools, um KI-Texte so umzuschreiben, dass sie als menschlich verfasst erscheinen.
Diskussion um gerechte Nutzung und neue Prüfungsformate
Für manche Studierende mit Lernschwierigkeiten – etwa bei Dyslexie – stellen KI-Hilfen laut eigener Aussage eine echte Unterstützung dar. Auch der britische Technologie-Staatssekretär Peter Kyle sieht darin Chancen zur Förderung von Bildungsgleichheit.
KI-Anbieter wie OpenAI und Google fördern gezielt den Zugang von Studierenden zu ihren Tools durch kostenlose Upgrades oder Rabatte.
Gleichzeitig sehen Expert:innen die Notwendigkeit, Prüfungsformate neu zu gestalten. Kommunikation, Teamarbeit und technologische Kompetenz seien zentrale Fähigkeiten, die Universitäten fördern sollten – statt auf veraltete Methoden wie reines Auswendiglernen zu setzen.
Regierung ruft zu bewusster Integration auf
Die britische Regierung investiert über 187 Millionen Pfund in nationale Bildungsprogramme und hat Leitlinien zum KI-Einsatz an Schulen veröffentlicht. Ein Sprecher betonte: „KI bietet große Chancen für das Bildungssystem, aber ihr Einsatz in Lehre und Prüfungen muss gut durchdacht erfolgen.“ Die Hochschulen seien gefordert, Chancen zu nutzen und Risiken zu begrenzen.