Die BBC prüft derzeit Pläne, die dazu führen könnten, dass Konsument*innen in den USA künftig für den Zugang zu ihrer journalistischen Arbeit bezahlen müssen. Ziel ist es, die angeschlagene Finanzlage der britischen Rundfunkanstalt durch zusätzliche Einnahmen außerhalb Großbritanniens zu stabilisieren.
USA als Wachstumsmarkt mit Potenzial
Hintergrund der Überlegungen ist der Rückgang der Einnahmen aus der britischen Rundfunkgebühr, die aktuell bei 174,50 Pfund pro Jahr liegt. 2023 sank die Zahl der zahlenden Haushalte um rund eine halbe Million – Streamingdienste wie Netflix und YouTube gewinnen zunehmend Marktanteile.
Die USA gelten als besonders aussichtsreicher Markt: Bereits heute ist Nordamerika der zweitgrößte Markt der BBC nach Indien – mit rund 67 Millionen der insgesamt 130 Millionen weltweiten Website-Nutzer*innen. Die BBC hat deshalb ihre Redaktion in Washington DC erweitert und verstärkt in digitale Formate investiert. Besonders in einem zunehmend polarisierten US-Medienumfeld sehen BBC-Verantwortliche Chancen für ihr Angebot objektiver Berichterstattung.
Bezahlmodell nach Vorbild von PBS?
Noch zahlen amerikanische Nutzerinnen keinen Beitrag für den Zugriff auf die Inhalte von BBC.com oder die zugehörige App. Nun aber wird innerhalb der BBC überlegt, in den USA ein Bezahlsystem oder Spendenmodell einzuführen – ähnlich dem Public Broadcasting Service (PBS), das in den USA mit Spenden von Zuschauerinnen arbeitet. Denkbar wären freiwillige Beiträge oder eine gestaffelte Bezahlschranke.
Zugleich halten die BBC-Führungskräfte an ihrem Kurs fest, innerhalb Großbritanniens weder auf Werbung noch auf ein Abo-Modell umzusteigen. Dennoch wird im Zuge der anstehenden Erneuerung der Royal Charter (läuft 2027 aus) zunehmend Druck spürbar, alternative Einnahmequellen zu erschließen.
Digitale Offensive mit BBC Studios
Unter der Leitung von Generaldirektor Tim Davie, dem früheren Chef des kommerziellen BBC-Ablegers BBC Studios, wurde bereits damit begonnen, in den USA Werbung auf digitalen Plattformen wie der Website und der App zu verkaufen. Die US-Version von BBC.com wurde Ende 2023 neu gestartet und erzielte seither monatlich zweistellige Zuwächse bei den Nutzerzahlen.
Trotz dieser Fortschritte gingen die Gesamterlöse der BBC im vergangenen Jahr um 12 % auf 1,84 Milliarden Pfund zurück – bedingt durch einen Nachfragerückgang im TV-Produktionsgeschäft und Investitionen in die digitale Expansion.
Fazit
Die BBC sieht sich gezwungen, neue Wege zu gehen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Der US-Markt mit seiner großen englischsprachigen Zielgruppe bietet dafür enormes Potenzial. Ob und in welcher Form amerikanische Konsument*innen künftig zur Kasse gebeten werden, ist noch offen – die Planungen laufen jedoch auf Hochtouren.