Nur wenige Lehramtsstudierende wählen Inklusion
Seit der Umstellung 2015 gibt es in Österreich keine eigene Sonderschullehrer-Ausbildung mehr. Stattdessen können Lehramtsstudierende einen Schwerpunkt auf Inklusion setzen. Die Nachfrage ist jedoch gering: Im Volksschulbereich entschieden sich im Studienjahr 2022/23 nur 17 Prozent der Bachelorabsolvent:innen für diesen Schwerpunkt. Beim Master waren es lediglich sechs Prozent. In der Sekundarstufe lagen die Zahlen sogar noch niedriger, bei gerade einmal zwei Prozent.
Regierung plant Rückkehr zur Sonderpädagogik-Ausbildung
Aufgrund des wachsenden Personalmangels fordern Gewerkschaften und Bildungsexperten eine Rückkehr zur eigenständigen Sonderpädagogik-Ausbildung. Auch das aktuelle Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und Neos sieht diesen Schritt vor. Geplant sind ein verpflichtendes Inklusionsmodul für alle Lehramtsstudierenden sowie ein neues eigenes Studium für Inklusion und Sonderpädagogik.
Fachkräftemangel trifft Schulen spürbar
Rund 29.700 Schülerinnen und Schüler an Pflichtschulen haben aktuell sonderpädagogischen Förderbedarf. Die Zahlen schwanken stark zwischen den Bundesländern. In Tirol sind es nur 2,5 Prozent, in anderen Ländern mehr als doppelt so viele. Auch die Art der Beschulung unterscheidet sich: In der Steiermark findet bei 84 Prozent integrativer Unterricht statt, in Wien nur bei 47 Prozent.
Experten uneinig über richtigen Weg
Der Qualitätssicherungsrat (QSR) hält wenig von einer Rückkehr zum alten System. Vorsitzender Andreas Schnider betont, dass das integrative Modell besser zur heutigen Schulpraxis passe. Immer mehr Schulen setzen auf inklusive Settings, in denen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen. Die neue Ausbildung biete laut Schnider mehr Inhalte zum Thema Inklusion als früher. Zudem kommen inzwischen auch Quereinsteiger mit Praxiserfahrung in den Unterricht.
Herausforderungen bleiben bestehen
Die Inklusion an Schulen ist längst Realität, doch es fehlt an qualifiziertem Personal. Ob eine eigene Sonderpädagogik-Ausbildung das Problem löst, bleibt offen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die geplanten Reformen greifen – oder ob weitere Anpassungen nötig sind, um die Bildung für alle Kinder sicherzustellen.