Schuldspruch wegen sexueller Gewalt, Freispruch in anderem Fall
Der frühere Filmproduzent Harvey Weinstein ist im erneuten Sexstrafprozess in New York wegen einer schweren sexuellen Nötigung im Jahr 2006 schuldig gesprochen worden. Dabei ging es um den Vorwurf, der heute 73-Jährige habe der ehemaligen Produktionsassistentin Miriam Haley gegen ihren Willen Oralsex aufgezwungen.
In einem weiteren Fall aus demselben Jahr, in dem die Frau Kaja Sokola involviert war, erfolgte ein Freispruch. Beim dritten Anklagepunkt, der sich auf die angebliche Vergewaltigung von Jessica Mann im Jahr 2013 bezieht, konnte sich die Jury nicht auf ein Urteil einigen.
Der geteilte Schuldspruch stellt einen Teilerfolg für die Anklage und die Opfer dar, aber auch für Weinstein selbst, nachdem seine ursprüngliche Verurteilung von 2020 im Vorjahr aufgehoben worden war. Die Jury bestand aus sieben Frauen und fünf Männern.
Spannungen und Mobbingvorwürfe unter Geschworenen
Der Entscheidungsprozess wurde durch interne Spannungen in der Jury überschattet. Bereits zu Beginn der Woche beklagte der Vorsitzende der Geschworenen, er werde unter Druck gesetzt, seine Meinung zu ändern. Am Mittwoch sagte er gegenüber Richter Curtis Farber, er wolle nicht mehr mit den anderen Geschworenen im selben Raum sein und habe Angst um seine Sicherheit.
Er berichtete, ein anderer Juror habe zu ihm gesagt: „Ich treffe dich draußen“, woraufhin es zu lauten Auseinandersetzungen kam. Die Verteidigung beantragte daraufhin einen Mistrial (Prozessabbruch), was jedoch abgelehnt wurde. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, das Verhalten entspreche normalen Jury-Diskussionen – der Juror sei nicht verängstigt, sondern einfach „stur“.
Prozess mit Symbolkraft für #MeToo
Weinsteins ursprüngliche Verurteilung im Jahr 2020 hatte als Meilenstein der #MeToo-Bewegung gegolten. Nachdem das Urteil 2024 aus verfahrensrechtlichen Gründen aufgehoben worden war, musste der Prozess in Manhattan neu aufgerollt werden.
Weinstein plädiert weiterhin auf nicht schuldig. Seine Anwälte bezeichneten die Frauen, die ihm Übergriffe vorwerfen, als opportunistisch – sie hätten seine Avancen akzeptiert, um Karrierevorteile in Hollywood zu erlangen.
Am Mittwoch hörte die Jury erneut Teile der Aussage von Jessica Mann, die ihn der Vergewaltigung in einem Hotelzimmer beschuldigt. Das Gremium machte sich weiterhin Notizen und zeigte reges Interesse, obwohl einige Mitglieder sichtbar erschöpft wirkten.
Ausblick
Obwohl Weinstein teilweise freigesprochen wurde und ein dritter Fall offen blieb, markiert das Urteil einen weiteren Rückschlag für den einstigen Hollywood-Mogul. Die Verurteilung wegen der Tat an Haley könnte eine erneute Haftstrafe nach sich ziehen – Details zur Strafzumessung stehen noch aus.
Die Gerichtsverhandlung wirft erneut ein Schlaglicht auf die Zerrissenheit von Geschworenenverfahren in emotional aufgeladenen Fällen und zeigt, dass auch Jahre nach dem ersten Weinstein-Urteil der juristische und gesellschaftliche Umgang mit sexueller Gewalt hochkomplex bleibt.