Zu wenig Tiefschlaf kann das Gehirn dauerhaft schädigen
Eine neue Studie zeigt: Menschen mit wenig Tief- und REM-Schlaf riskieren frühzeitige Hirnveränderungen, die Alzheimer begünstigen können. Besonders betroffen sind Gehirnbereiche, die bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken und räumlicher Orientierung eine Rolle spielen.
Gawon Cho, Postdoktorandin an der Yale School of Medicine, erklärt, dass sich das Volumen des inferior-parietalen Kortex bei unzureichendem Tiefschlaf verringert. Diese Region zeigt häufig als eine der ersten Anzeichen kognitiver Störungen.
Auch Dr. Richard Issacson, Leiter der Forschung am Institute for Neurodegenerative Diseases in Florida, bestätigt den Zusammenhang. Seine klinische Erfahrung zeigt, dass Menschen mit tieferem, durchgehendem Schlaf bessere Hirnfunktionen und stabileres Denkvermögen aufweisen.
Der nächtliche Schutzmechanismus des Gehirns
Während des Tiefschlafs reinigt sich das Gehirn, entfernt Zellabfälle und repariert geschädigtes Gewebe. In der REM-Phase verarbeitet es Emotionen, stärkt das Gedächtnis und speichert neue Informationen. Beide Phasen sind entscheidend für die mentale Gesundheit und kognitive Leistungsfähigkeit.
Erwachsene benötigen sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, Kinder und Jugendliche deutlich mehr. Dennoch schlafen über 33 Prozent der Erwachsenen in den USA zu wenig, wie das US-Gesundheitsamt berichtet.
Fachleute empfehlen, dass etwa ein Viertel des Nachtschlafs in Tiefschlaf und ein weiterer Anteil in REM-Schlaf entfällt. Säuglinge verbringen sogar rund die Hälfte ihrer Schlafzeit in REM-Phasen. Bei älteren Menschen nehmen beide Schlafphasen mit der Zeit deutlich ab, so Cho.
Tipps für besseren Tiefschlaf und langfristige Gesundheit
Tiefschlaf beginnt meist kurz nach dem Einschlafen, während REM-Schlaf gegen Morgen dominiert. Wer spät schlafen geht und früh aufsteht, verpasst diese entscheidenden Phasen. „Je länger und durchgängiger man schläft, desto mehr tiefwirksamen Schlaf erhält man“, betont Issacson.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 ergab, dass gute Schlafgewohnheiten die Lebenserwartung steigern: Männer leben dadurch fast fünf Jahre länger, Frauen bis zu 2,5 Jahre. Voraussetzung ist ein regelmäßiger, ungestörter Schlaf – ohne häufiges Aufwachen, Einschlafprobleme oder Schlafmittel. Man sollte sich zudem an fünf Tagen pro Woche erholt fühlen.
Eine gesunde Schlafhygiene beginnt mit festen Schlafzeiten, auch an Wochenenden. Das Schlafzimmer sollte kühl, ruhig und dunkel sein. Störende Geräusche lassen sich mit einem Klanggerät ausblenden. Alkohol wirkt zunächst einschläfernd, führt aber durch den Abbauprozess in der Nacht zu plötzlichem Erwachen.
Mindestens eine Stunde vor dem Schlafen sollte man auf Bildschirme verzichten. Entspannende Abendrituale wie ein warmes Bad, Meditation, Yoga oder sanfte Bewegung helfen beim Einschlafen.
„Menschen müssen aktiv Verantwortung für ihren Schlaf übernehmen“, sagt Cho. „Ein einzelnes Medikament kann die Qualität des gesamten Schlafs nicht verbessern.“