Signal-Chats rücken Verteidigungsminister Hegseth in den Fokus
Das US-Verteidigungsministerium ermittelt, ob Mitarbeiter von Verteidigungsminister Pete Hegseth angewiesen wurden, Signal-Nachrichten zu löschen, die militärisch sensible Informationen enthalten könnten. Hintergrund ist ein Signal-Chat vom 15. März, in dem Details über bevorstehende Luftangriffe auf Huthi-Ziele im Jemen geteilt wurden – noch bevor die Jets ihre Ziele erreichten.
Politisches Entsetzen über Sicherheitsrisiko
Abgeordnete beider Parteien äußerten sich alarmiert. Die Weitergabe solch konkreter Informationen vor einer Operation hätte das Leben von US-Piloten gefährden können, so der Vorwurf. Für rangniedrigere Militärangehörige hätte dies eine sofortige Entlassung bedeutet. Hegseth verteidigte sich: Die Nachrichten seien unklassifiziert gewesen und dienten lediglich internen Absprachen. Fachleute bezweifeln das – sie halten eine derart präzise Weitergabe ohne Sicherheitsfreigabe für ausgeschlossen.
Verwendung von Signal verstößt gegen Sicherheitsvorgaben
Obwohl Signal verschlüsselt ist, gilt es nicht als sicherer Kanal für militärische Kommunikation. Das Pentagon hatte seine Mitarbeiter bereits am 14. März, einen Tag vor dem Angriff, vor der Nutzung der App gewarnt. Hegseth hatte die sensiblen Inhalte in mehreren Signal-Gruppen geteilt – darunter eine mit seiner Familie und eine mit hochrangigen Sicherheitsberatern von Donald Trump. Aus Versehen war auch ein Journalist der Atlantic-Redaktion in einer Gruppe.
Kongressanhörung soll Klarheit schaffen
Hegseth soll kommende Woche vor dem Kongress aussagen. Dabei wird er sich nicht nur zu den Signal-Vorwürfen äußern müssen, sondern auch zur allgemeinen Instabilität im Pentagon. Mehrere enge Berater haben das Ministerium in den letzten Monaten verlassen. Der Untersuchung liegt eine Anfrage der Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses im Senat zugrunde – sowohl Republikaner als auch Demokraten fordern Aufklärung.
Weitere Vorwürfe: Unsichere Internetverbindung im Ministerbüro
Bereits zuvor geriet Hegseth in Kritik: Er hatte eine ungesicherte Internetleitung in seinem Büro installiert – unter Umgehung der Pentagon-Protokolle. Auch diese Maßnahme wird nun sicherheitsrelevant überprüft.
Trump stärkt Hegseth den Rücken – Öffentlichkeit bleibt außen vor
Öffentlich äußert sich Hegseth nur selten. Pressestatements vermeidet er, offizielle Pentagon-Briefings blieben bisher aus. Ex-Präsident Trump hingegen verteidigte ihn öffentlich – zuletzt während einer Gedenkrede auf dem Nationalfriedhof Arlington: Hegseth habe „viel durchgemacht“, mache aber „einen sehr guten Job“.
Hintergrund: US-Angriffe auf Huthi-Milizen im Jemen
Die Luftschläge Mitte März richteten sich gegen Huthi-Stellungen, die seit Ende 2023 über 100 Handelsschiffe mit Drohnen und Raketen angegriffen hatten. Zwei Schiffe wurden versenkt, vier Seeleute starben. Die Huthis erklärten, ihre Angriffe seien eine Reaktion auf Israels Vorgehen im Gazastreifen.
Signal-Affäre als Weckruf für Cybersicherheit im Verteidigungsapparat
Die Debatte um Hegseth zeigt die Herausforderungen moderner Kommunikation in sicherheitsrelevanten Bereichen. Ob es zu Konsequenzen für den Minister kommt, wird die laufende Untersuchung zeigen – fest steht jedoch: Die Grenzen zwischen privatem Austausch und staatlicher Verantwortung sind enger denn je.