Schweizer Airline streicht über 1.400 Flüge bis Oktober
Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss hat angekündigt, rund 1.400 Flüge zwischen Juni und Oktober zu streichen – Grund ist ein anhaltender Mangel an Piloten. Betroffen sind vor allem Kurzstreckenverbindungen ab Zürich und Genf, aber auch einzelne Langstreckenflüge nach Shanghai und Chicago werden seltener bedient. Ganz gestrichen wurde unter anderem die Sommerroute ins ägyptische Hurghada.
Zur kurzfristigen Entlastung setzt Swiss auf Maßnahmen wie freiwillige Rentenaufschübe, Rückkäufe von Urlaubsansprüchen und die Aufstockung von Teilzeitstunden. Gemeinsam mit der Pilotengewerkschaft Aeropers will die Airline außerdem flexiblere Dienstpläne und weniger kurzfristige krankheitsbedingte Ausfälle erreichen. Trotzdem fehlen derzeit rund 70 Vollzeitpiloten. Betroffene Fluggäste sollen frühzeitig informiert und auf Flüge mit Swiss, Lufthansa, Star-Alliance-Partnern oder anderen verfügbaren Airlines umgebucht werden – alternativ sind Erstattungen möglich.
Der Mangel betrifft ganz Europa – nicht nur die Schweiz
Auch andere europäische Airlines kämpfen mit Personalknappheit im Cockpit. KLM etwa berichtet von Schwierigkeiten bei der Besetzung von Langstreckenflügen – trotz Rekordzahl an Piloten. Ein Mix aus Teilzeitmodellen und hoher Krankenquote entspricht laut KLM einem Verlust von rund 50 Vollzeitstellen jährlich. Ab Juli übernimmt Air France vorübergehend einige KLM-Flüge, darunter die Verbindung Amsterdam–New York.
In Großbritannien liefern sich British Airways und easyJet einen Wettlauf um neue Pilotinnen. BA bietet Bewerberinnen sogar an, die kompletten Ausbildungskosten – bis zu 100.000 Euro – für jährlich bis zu 60 Nachwuchskräfte zu übernehmen. Trotzdem hat die Airline bereits Sommerflüge gestrichen, etwa von London-Gatwick nach Santorini und Mykonos sowie Verbindungen von Heathrow nach Griechenland und Kroatien.
Warum fehlen weltweit Piloten?
Die Ursachen liegen in der Pandemie: Ausbildungsprogramme wurden gestoppt, viele ältere Piloten gingen vorzeitig in den Ruhestand. Noch immer hat sich die Branche davon nicht erholt. Die US-Luftfahrtbehörde FAA rechnet bis 2042 mit jährlich über 4.000 Pensionierungen. Auch Europa steht vor einem Engpass.
Besonders die Ausbildungskapazitäten sind problematisch. Laut Boeing werden weltweit rund 674.000 neue Piloten in den kommenden 20 Jahren gebraucht. Die Beratungsfirma Oliver Wyman warnt vor einem globalen Defizit von bis zu 80.000 Piloten bis 2032 – allein Europa könnte rund 19.000 fehlen. Um den Bewerberpool zu vergrößern, lockern viele Airlines inzwischen Sprach- und Staatsbürgerschaftsvorgaben.
Was Reisende diesen Sommer erwartet
Besonders auf Kurzstrecken und bei Umsteigeverbindungen sollten Passagiere mit Ausfällen, längeren Wartezeiten und weniger Direktflügen rechnen. Der Konkurrenzdruck auf verfügbare Plätze wächst. Expert*innen raten, frühzeitig zu buchen, Reisehinweise regelmäßig zu prüfen und mehr Zeit für Umstiege einzuplanen.
Zwar bieten die meisten Airlines Umbuchungen oder Erstattungen an, doch wer die besten Alternativen erhalten will, sollte schnell reagieren. Der Pilotenmangel dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen – der Reisesommer 2025 könnte erst der Anfang einer langfristigen Veränderung im europäischen Flugverkehr sein.