Altersverifikation im Fokus der Digital Services Act
Die Europäische Kommission hat ein offizielles Verfahren gegen vier große Pornowebsites – Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos – eingeleitet. Der Vorwurf: Die Plattformen schützen Minderjährige nicht ausreichend vor dem Zugriff auf pornografische Inhalte. Grundlage der Untersuchung ist der Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act, DSA), der den Schutz vor Online-Schäden und insbesondere den Kinderschutz stärken soll.
Nach einer Analyse der Plattformrichtlinien stellte die Kommission fest, dass die Altersverifikationssysteme – meist einfache Ein-Klick-Selbstauskünfte – nicht ausreichen, um den Zugang für unter 18-Jährige wirksam zu verhindern. Ein EU-Beamter erklärte: „Heute ist ein guter Tag für den Schutz von Minderjährigen im Netz. Die eingeleiteten Verfahren zeigen deutlich, dass wir es ernst meinen mit der Durchsetzung des DSA.“
Mögliche Strafen und Verantwortung der Plattformen
Ein fester Zeitrahmen für den Abschluss der Untersuchungen wurde nicht genannt. Die Kommission betonte jedoch, dass sie „zeitnah auf mögliche nächste Schritte“ reagieren werde – abhängig von der Kooperation der betroffenen Unternehmen.
Sollten Verstöße bestätigt werden, drohen Geldbußen von bis zu 6 % des weltweiten Jahresumsatzes. Alternativ können die Plattformen die Verfahren beenden, indem sie Altersverifikationsmethoden einführen, die den Anforderungen der Kommission genügen.
Obwohl der DSA nur direkt für Plattformen mit über 45 Millionen Nutzern gilt, hat die Kommission bestätigt, dass Stripchat diesen Status nach einem Einspruch verloren hat. Ab September fällt die Plattform damit nicht mehr unter die direkte Aufsicht Brüssels, sondern unter die des Herkunftslands Zypern, wo die Muttergesellschaft Technius Ltd. sitzt. Die laufende Untersuchung bleibt davon jedoch unberührt.
Reaktionen der Unternehmen und wachsender Druck
Aylo Freesites, Muttergesellschaft von Pornhub, bestätigte die Untersuchung und betonte ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. „Wir werden immer im Einklang mit dem Gesetz handeln“, hieß es in einer Stellungnahme. „Der effektivste Weg zum Schutz Minderjähriger und Erwachsener besteht darin, das Alter bereits auf Geräteebene zu überprüfen und Inhalte entsprechend freizugeben oder zu sperren.“
Technius wurde für eine Stellungnahme angefragt. Auch ein Brüsseler Anwalt, der kürzlich die Mutterunternehmen von XNXX (NKL Associates) und XVideos (WebGroup Czech Republic) vertreten hat, wurde kontaktiert.
Die Ermittlungen zeigen, dass die EU ihre Plattformregulierung konsequent umsetzt – mit besonderem Fokus auf den Schutz junger Nutzer vor schädlichen Inhalten.