Liraglutid senkt Gewicht und entspannt Familiensituation
Eine schwedische Studie zeigt: Liraglutid-Injektionen helfen schwer übergewichtigen Kindern, nicht nur beim Abnehmen, sondern auch dabei, Streit am Esstisch zu vermeiden. Am Nationalen Zentrum für kindliche Adipositas in Stockholm untersuchten Fachleute die Wirkung bei 1.000 Kindern unter 16 Jahren über mehrere Jahre.
Medikament ergänzt Ernährungstherapie wirksam
2023 erhielten etwa ein Viertel der Kinder zusätzlich zur intensiven Lebensstilberatung das Medikament Liraglutid. Fast ein Drittel dieser Gruppe konnte ihr Gewicht so weit senken, dass sich ihre Gesundheit spürbar verbesserte – etwas mehr als in früheren Gruppen ohne Medikament (27 %).
Neue Medikamente in Erprobung, Ergebnisse noch ausstehend
Seit 2024 kommt auch Semaglutid (Wegovy) zum Einsatz. Daten zur Wirkung stehen noch aus. Beide Präparate, Liraglutid (Saxenda) und Semaglutid, gehören zur Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten, die den Appetit dämpfen. In Großbritannien sind sie auf Rezept für stark übergewichtige Erwachsene zugelassen, in Ausnahmen auch für Kinder in Spezialkliniken.
Weniger Hunger, weniger Konflikte beim Essen
Dr. Annika Janson vom Karolinska-Universitätskrankenhaus berichtete, dass die meisten Kinder das Medikament erst nach sechs bis zwölf Monaten begleitend zur Therapie erhielten. Eine längere Anwendung könne künftig zu noch besseren Ergebnissen führen.
Neben dem Gewichtsverlust beobachteten Familien auch weniger Streit ums Essen und eine bessere Anpassung an gesündere Routinen. „Portionen konnten verkleinert werden. Für viele Kinder war es neu, nicht ständig hungrig zu sein“, so Janson.
Forderung nach breiterem Zugang zu Medikamenten
Janson betonte: GLP-1-Medikamente seien für viele betroffene Kinder hilfreich. Auch wenn nicht alle profitieren, sollten mehr Kinder Zugang zu dieser Therapieform erhalten, erklärte sie beim Europäischen Adipositas-Kongress.
„Smarte Waagen“ zur digitalen Gewichtskontrolle in England
Gleichzeitig setzt NHS England auf sogenannte „smarte Waagen“, um das Gewicht von Kindern digital von zu Hause aus zu überwachen. Etwa 350 Familien in 15 Spezialkliniken nutzen diese bereits – im Sommer sollen vier weitere Zentren dazukommen.
Die Waagen senden die Werte automatisch an eine App, zeigen den Kindern jedoch keine konkreten Zahlen. Das medizinische Team erhält die Daten und verschickt Feedback und Motivationstipps an die Familien.
Experten loben sanfte Verhaltenslenkung
Prof. Simon Kenny von NHS England bezeichnete das Projekt als „bahnbrechend“, da es Kindern ermögliche, gesunde Gewohnheiten im Alltag zu festigen, ohne ständig zur Klinik zu müssen.
Tam Fry vom National Obesity Forum sieht darin einen guten Weg: „Manche nennen das vielleicht Überwachung, aber Familien brauchen Unterstützung. Ein sanftes Anstoßen mit klarem Rahmen kann genau das sein, was hilft.“