Neue Studie zeigt wechselseitige Unterstützung auch unter nicht verwandten Tieren
Stare sind nicht nur Schwarmtiere, sondern auch erstaunlich soziale Wesen: Eine neue Studie zeigt, dass Superb-Stare (Lamprotornis superbus) gezielte „Freundschaften“ bilden, um sich beim Aufziehen ihrer Jungen gegenseitig zu unterstützen – selbst wenn sie nicht verwandt sind.
Etwa 10 % aller Vogelarten brüten kooperativ, d. h. manche Individuen verzichten auf eigene Nachkommen, um anderen bei deren Aufzucht zu helfen. Diese Hilfe erfolgt oft familienintern, doch bei den Superb-Staren in Kenia zeigt sich ein weiteres Muster: Reziprozität – eine Art von Geben und Nehmen, wie bei menschlichen Freundschaften.
Helfen heute – Hilfe morgen
Das internationale Forschungsteam um Prof. Dustin Rubenstein von der Columbia University beobachtete über 20 Jahre hinweg 410 Nester in neun sozialen Gruppen in Kenia. Mithilfe von DNA-Proben von 1.175 Vögeln analysierten sie auch die Verwandtschaftsbeziehungen.
Die Ergebnisse: Stare helfen gezielt bestimmten Individuen, bevorzugt Verwandten – etwa Nestgeschwistern. Doch sie unterstützen auch gezielt nicht-verwandte Vögel, wenn diese zuvor beim eigenen Nachwuchs geholfen haben.
„Ich helfe dir dieses Jahr, und du hilfst mir im nächsten“, beschreibt Rubenstein das Prinzip. Besonders unter immigrierten Gruppenmitgliedern entstehen so reziproke Bindungen, die sich über mehrere Brutsaisonen hinweg zeigen.
Überleben durch Teamarbeit
In der trockenen, nahrungsarmen Umgebung Ostafrikas reicht ein Elternpaar allein oft nicht aus, um die Jungen durchzubringen. Die gegenseitige Unterstützung ist daher notwendig fürs Überleben – nicht nur für die Jungtiere, sondern auch für den langfristigen Zusammenhalt der Gruppe.
Frühere Studien zeigten bereits, dass größere Gruppen mehr Nachwuchs hervorbringen und bessere Überlebenschancen haben. Die neue Studie in der Fachzeitschrift Nature liefert nun einen weiteren Erklärungsansatz: soziale Gegenseitigkeit als Stabilisator.
Erkenntnisse zur Evolution von Altruismus
Verhaltensökologin Dr. Julia Schroeder (Imperial College London), die nicht an der Studie beteiligt war, nennt die Ergebnisse einen wichtigen Beitrag zur Frage, wie Altruismus entstehen und sich halten kann – insbesondere zwischen nicht verwandten Tieren.
Dass Vögel offenbar individuelle Partner erkennen und sich an vergangene Kooperationen erinnern, stützt die These, dass auch Tiere komplexe soziale Beziehungen pflegen können – weit über die genetische Verwandtschaft hinaus.