Tabletten statt Spritzen: Hoffnung für Länder mit begrenzten Ressourcen
Orale Medikamente zur Gewichtsreduktion könnten eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Adipositas und Diabetes in einkommensschwachen Ländern spielen. Während injizierbare Mittel wie Wegovy (Semaglutid) und Mounjaro (Tirzepatid) in Industrieländern bereits weit verbreitet sind, stoßen sie in ärmeren Regionen an logistische und finanzielle Grenzen.
„Solche Medikamente könnten nicht nur Diabetesrisiken senken, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Folgekrankheiten von Fettleibigkeit eindämmen – gerade in Ländern, in denen diese Krankheiten rasant zunehmen“, sagt Prof. Naveed Sattar von der Universität Glasgow.
Orforglipron: Eine Pille mit globalem Potenzial
Wirksam, kostengünstig und ohne Kühlung einsetzbar
Zu den vielversprechendsten Wirkstoffen gehört Orforglipron, ein oral verabreichbares Medikament, das ähnlich wie Semaglutid das Hormon GLP-1 imitiert. Es hemmt den Appetit, verbessert den Blutzuckerspiegel und fördert die Insulinproduktion.
Anders als injizierbare Präparate muss Orforglipron nicht gekühlt werden und kann mit Nahrung eingenommen werden. In einer Phase-3-Studie senkte es den Blutzucker und führte zu einer deutlichen Gewichtsreduktion – mit ähnlicher Wirksamkeit wie etablierte Spritzen.
Dr. Louis Aronne vom Weill Cornell Medical College betont, dass die einfache Handhabung ein entscheidender Vorteil sei. „Eine Tablette braucht keine Kühlkette und keine Spritze. Sie kann überall auf der Welt zum Einsatz kommen.“
Medikamente als Schlüssel zur Eindämmung globaler Diabeteswelle
Ernährung allein reicht oft nicht aus – ethische und medizinische Aspekte im Fokus
Auch wenn eine ausgewogene Ernährung entscheidend für die Vorbeugung von Übergewicht ist, braucht es laut Aronne bei chronischer Fettleibigkeit oft medizinische Unterstützung. „Die Hirnchemie verändert sich – allein mit Diät kommen viele Menschen nicht mehr weiter“, erklärt er.
Neben dem medizinischen Nutzen spielt auch der ethnische Aspekt eine Rolle. Studien zeigen, dass Menschen südasiatischer und afrikanischer Herkunft bereits bei geringem Übergewicht ein erhöhtes Diabetesrisiko tragen. Ein weltweiter Zugang zu effektiven Medikamenten könnte daher besonders in diesen Bevölkerungsgruppen Leben retten.
„Je mehr sichere und wirksame Medikamente zur Gewichtsreduktion verfügbar sind – insbesondere in Tablettenform – desto größer der gesundheitliche Nutzen für viele Länder“, so Sattar abschließend.