Drei Rennen nach Saisonstart steht beim Großen Preis von Bahrain eine erste echte Standortbestimmung für die Titelanwärter an. Während McLaren die Chance hat, ein langjähriges Strecken-Problem endlich zu überwinden, will Max Verstappen mit Red Bull den Anschluss wahren.
Favoritenrolle in Orange – McLaren peilt Doppelsieg an
Bahrain zählt bislang nicht zu McLarens Erfolgspisten. Der Traditionsrennstall wartet dort noch immer auf seinen ersten Sieg. Doch in dieser Saison deuten alle Zeichen auf Dominanz: Schon im Wintertest auf dem Sakhir Circuit wirkte der neue MCL39 stark, was sich mit Siegen von Lando Norris in Australien und Oscar Piastri in China bestätigte.
Auch in Japan war McLaren konkurrenzfähig, konnte Verstappens Pole-Sieg auf der kaum überholbaren Strecke aber nicht verhindern. Bahrain stellt nun ganz andere Anforderungen: hohe Temperaturen, hoher Reifenverschleiß. Genau hier spielt McLaren mit seiner reifenfreundlichen Fahrzeugabstimmung seine größten Stärken aus.
„In der Vergangenheit war das nie unsere Strecke“, sagte Piastri, „aber diesmal sind wir so zuversichtlich wie noch nie in meiner Zeit bei McLaren. Wir können hier gewinnen.“
Verstappen unter Druck – Punktejagd statt Angriff?
Max Verstappen, derzeit nur einen Punkt hinter WM-Leader Norris, weiß, dass ein erneuter Sieg in Bahrain eine kleine Sensation wäre. Im Training jedoch fehlte ihm über acht Zehntel auf die Spitze – ein deutliches Warnsignal. Die McLarens wirkten unter allen Bedingungen überlegen: Norris dominierte den ersten Trainingslauf, Piastri den zweiten, beide klar vor der Konkurrenz.
Verstappen bleibt optimistisch. Doch während McLaren mit zwei Sieganwärtern unterwegs ist, droht Red Bull der Verlust strategischer Kontrolle – besonders, wenn sich die beiden McLaren-Piloten gegenseitig Punkte wegnehmen.
Teamchef Christian Horner betonte kürzlich, McLaren würde sich durch das freie Fahren der Fahrer selbst schwächen. Andrea Stella, McLaren-Teamchef, sieht das anders: Zwei starke Fahrer würden sich gegenseitig zu Höchstleistungen pushen.
Strategische Balance: Angriff oder Punkte sammeln?
In Japan hatte Norris nach dem Rennen Kritik an der zurückhaltenden Boxenstrategie geäußert. Ein möglicher Angriff auf Verstappen wurde durch einen konservativen Stopp verpasst. Auch dass das Team in der Schlussphase keine Teamorder zugunsten Piastris aussprach, sorgte für Diskussionen.
„Ich bin hier, um Rennen zu gewinnen, nicht um Zweiter zu werden“, so Norris. Dennoch verstehen beide Fahrer den Punktesammel-Fokus des Teams – bei noch 21 ausstehenden Rennen kann jeder Zähler entscheidend sein.
In Bahrain steht McLaren nun vor der Frage, ob man den perfekten Moment für ein Zeichen nutzen sollte – oder weiter vorsichtig agiert. Klar ist: Ein klarer Doppelsieg würde ein deutliches Ausrufezeichen im Titelkampf setzen – und Verstappen unter Druck bringen wie lange nicht.